Schakale im Erdbebengebiet
Opfer der Naturkatastrophe in Italien werden auch noch Opfer von Betrügern
Sie werden von Erdbebenopfern, Zivilschutz und Polizei gefürchtet - Plünderer, die nach dem verheerenden Naturereignis in die Bebenzonen und Häuser eindringen, um nach Wertgegenständen oder Dingen zu suchen, die sich verwerten lassen. Kein Wunder, dass sie von der Bevölkerung »sciacalli« (Schakale) genannt werden.
Als Schakale werden auch die bezeichnet, die aus den Folgen der Beben im Herbst Nutzen ziehen wollen: angeblich Betroffene, die staatliche Zuschüsse für die Opfer abzweigen wollen, obwohl sie nicht zu den Geschädigten zählen; Hausbesitzer, die in betroffenen Regionen die Mieten teilweise um 100 Prozent erhöhen.
Die Staatsanwaltschaften von Rieti, Fermo und Macerata ermitteln gegen die Betrüger. Menschen, die in der Region bleiben wollen und auf eine Unterbringung in Hotels an der Adriaküste oder am Lago di Trasimeno verzichten, können vom Staat monatliche Unterstützungen von 400 bis 1100 Euro beziehen. Insbesondere ermitteln die Staatsanwälte gegen etwa 30 Römer, die Ferienhäuser nahe der Bebenregion besitzen, ihren Wohnsitz jedoch in der Hauptstadt haben.
In der Regel sind die Bürgermeistereien angehalten, die auf Selbstauskünften basierenden Anträge zu kontrollieren. Doch zu Zeiten, da viele Menschen noch in Containern leben, fällt eine solche Kontrolle schwer.
Auch außerhalb der betroffenen Zonen in den Abruzzen schnellten Mieten in die Höhe. Ferienhäuser an den Küsten der Marken, die von Herbst bis Frühjahr leer stehen, werden für 500 Euro monatlich vermietet. Eine 100-Quadratmeter-Wohnung in Tolentino, die für kaum 400 Euro zu mieten ist, soll 800 Euro im Monat kosten. Auch anderswo beobachteten Ermittler eine Verdoppelung der Mieten. Wer den Zelten oder Containern entfliehen will, ist gezwungen, diese Wucherpreise zu bezahlen.
Bereits Tage nach dem ersten Beben am 24. August stiegen die Benzinpreise in den betroffenen Gebieten um bis zu 30 Prozent. Lebensmittel wie Milch verteuerten sich. 400 Melkanlagen wurden zerstört, 10 000 Tiere mussten notgeschlachtet werden.
Am 23. September versprach der damalige Premier Renzi die Errichtung von Holzhäusern in Amatrice, bis Weihnachten sollten sie bezogen werden. Bis heute ist keines bewohnbar.
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