Ecuador bleibt auf Linkskurs
Regierungskandidat Moreno gewinnt die Präsidentenwahl mit dem Versprechen die Bürgerrevolution fortzusetzen
Quito. Gleiche Inhalte, neuer Ton: Der Wahlsieger von Ecuador hält am linksgerichteten Kurs seines Vorgängers Rafael Correa fest, will aber weg von Konfrontation und Polemik, hin zum Dialog. »Zuhören, verstehen, einbinden«, nannte Lenín Moreno im Wahlkampf sein Credo. Am 24. Mai soll der Kandidat der Regierungspartei Alianza País Moreno das Präsidentenamt offiziell antreten.
In anderem Stil, aber ganz auf Kurs des als streitlustig geltenden Vorgängers will der 64-jährige Moreno nun die sogenannte Bürgerrevolution fortführen. Er will die Sozialprogramme, unter anderem im Wohnungsbau, ausweiten und setzt wirtschaftlich verstärkt auf Tourismus. Sein Sieg hat Signalwirkung für die gesamte Region. Der bisherige Rechtsruck in Südamerika ist vorerst gestoppt.
Moreno wurde im März 1953 in Nuevo Rocafuerte im Amazonasgebiet nahe der Grenze zu Peru geboren, wuchs aber in der Hauptstadt Quito auf und machte dort seinen Abschluss als Verwaltungswirt. Als Student sympathisierte er mit der linken revolutionären Bewegung MIR, zum Vollblutpolitiker wurde er erst später. Unter Correa übernahm er von 2007 bis 2013 das Amt des Vizepräsidenten und genoss hohes Ansehen, insbesondere durch sein Engagement für Menschen mit Behinderung.
Dafür wurde der dreifache Vater mehrfach ausgezeichnet und 2012 sogar für den Friedensnobelpreis nominiert. Zuletzt war er als UN-Sonderbotschafter für Menschen mit Behinderung in Genf tätig. Moreno sitzt selbst im Rollstuhl, nachdem er bei einem Raubüberfall 1998 angeschossen wurde. Über diesen Schicksalsschlag sei er mit Hilfe von Humor hinweggekommen, sagt der Politiker, der mehrere Bücher über das Thema geschrieben hat.
In die Politik wollte er nach seinem offiziellen Rückzug 2013 eigentlich nicht mehr zurück, sagte Moreno jüngst. Als gewählter Staatschef steht er nun vor riesigen Herausforderungen. Er muss die kriselnde Wirtschaft wieder in Schwung bringen und das enorme Haushaltsdefizit in den Griff bekommen. Die Regierungspartei steht zudem wegen mehrerer Korruptionsskandale unter Druck. epd/nd
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