»Für den Mond könnte ich mich begeistern«
Vor 50 Jahren startete die Sonde »Lunar Orbiter 4« und sendete Bilder vom Südpol des Planeten zur Erde
Ein voller Erfolg war die Mission nicht. Immer wieder gab es Probleme mit der Kamera der Mondsonde »Lunar Orbiter 4«: Erst zickte die Linsenabdeckung, dann der Transportmechanismus. Zum Ende der viermonatigen Mission, die am 4. Mai 1967 startete, waren die Verantwortlichen der US-Raumfahrtbehörde NASA zufrieden: Rund 550 Bilder vom Mond hatte die Sonde zur Erde geschickt, darunter erstmals Aufnahmen vom Südpol. Damit war die Vorderseite des Erdtrabanten zu 99 Prozent erfasst, die erdabgewandte Seite zu 75 Prozent.
Die rund 386 Kilogramm schwere Sonde, die am 4. Mai 1967 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral startete, war die vierte von fünf im Lunar-Orbiter-Programm der NASA. Das 163 Millionen Dollar teure Programm diente der Vorbereitung der »Apollo«-Missionen. Die ersten drei Sonden suchten 1966 und 1967 nach geeigneten Landeplätzen, die letzten beiden kartierten den Mond.
Am 6. Oktober 1967 stürzte der »Lunar Orbiter 4« kontrolliert in den Mond. 1968 umkreiste erstmals ein bemanntes Raumschiff den Erdtrabanten. 1969 betraten Neil Armstrong und Buzz Aldrin den Mond. Die 60er und 70er Jahre waren die Hochphase der Monderkundung. Dann ließ der Andrang nach: Die letzte bemannte Mission ist über 40 Jahre her. Seit einiger Zeit erlebt der Mond ein Comeback - auch, weil andere Himmelskörper als Ziele für bemannte Missionen sich nicht so einfach realisieren lassen. Allein der Flug zum Mars dauert sechs Monate - da sind die drei Tage bis zum Mond ein Kurzausflug.
Vorgeprescht in Sachen Mond ist das private Raumfahrtunternehmen SpaceX, das schon 2018 Touristen den Erdtrabanten umrunden lassen will. Zwei Kandidaten haben SpaceX-Chef Elon Musk zufolge schon eine »bedeutende Anzahlung« geleistet und sollen bald das Training beginnen. Auch die NASA prüft, ob ein bemannter Mondflug früher als ursprünglich geplant stattfinden kann. Eine Orion-Kapsel sollte nach bisherigen Plänen 2021 mit einer SLS-Rakete (Space Launch System) zwei Astronauten in eine Umlaufbahn des Erdtrabanten bringen. Nun steht Mitte 2019 als möglicher Starttermin im Raum.
Die Europäische Raumfahrtagentur träumt öffentlich von einem »Moon Village«, einem bemannten Außenposten der Menschheit. China will Ende November eine unbemannte Sonde zum Mond schicken und ein Landefahrzeug absetzen. Auch die russische Raumfahrtbranche hat den Mond im Blick. Raketenbauer Energija will ab 2021 oder 2022 touristische Mondumrundungen in Sojus-Kapseln anbieten. Bis 2030 will Moskau zudem einen Kosmonauten zum Mond schicken, zuvor mehrere Sonden. Und ein Berliner Start-up will das erste LTE-Funknetz auf dem Mond spannen. Es soll für reibungslose und energiesparende Kommunikation sorgen - und Bilder von der Oberfläche des Erdtrabanten senden.
Der Mond gilt als lukratives Geschäft, ist aber nur eine Etappe auf dem Weg zum Hauptziel der Raumfahrtorganisationen: dem Mars. Doch weckt er weiter Sehnsüchte, auch beim neuen deutschen Astronauten Matthias Maurer. Sein Traumziel steht fest: »Für den Mond könnte ich mich begeistern.« dpa/nd
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