G20: Alternatives Medienzentrum bei St. Pauli
Journalisten können im Millerntor-Stadion arbeiten / Organisator: Wir wollen Debatte zu globale Alternativen
Berlin. Im Millerntor-Stadion des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli können Journalisten aus aller Welt über den G20-Gipfel in Hamburg von einem alternativen Medienzentrum aus berichten. Das Medienzentrum im Ballsaal des Stadions werde die Aktivitäten auf der Straße mit den Diskursen dahinter verbinden, erklärte Mit-Organisator Paul Ratzel am Sonntag. »Wir wollen den G20-Gipfel in Hamburg nutzen, um eine gesamtgesellschaftliche Debatte zu alternativen globalen Politikweisen zu vertiefen.« Während Hamburgs Innensenator Andreas Grote »die Camps gegen den G20-Gipfel verhindern möchte, freuen wir uns, unweit der ›roten Zone‹ einen weiteren Baustein der Infrastruktur gegen den G20 ankündigen zu können«, so Ratzel.
Der linke Bundestagsabgeordnete Jan van Aken reagierte mit den Worten: »Sehr cool« auf die Ankündigung. Vom 4. bis 9. Juli soll das Medienzentrum geöffnet sein. Täglich werde es einen Videostream mit Pressekonferenzen, Diskussionsrunden und Live-Berichterstattung von den Aktionen gegen das Treffen der Staats- und Regierungschefs am 7. und 8. Juli in der Hansestadt geben. Journalisten könnten sich von sofort an akkreditieren.
Innensenator Grote hat derweil friedliche Protestaktionen gegen den Gipfel ausdrücklich begrüßt. »Es ist eine Chance, dass die Regierungschefs mit einem autokratischen, populistischen Background mitkriegen, wie eine lebendige demokratische Gesellschaft funktioniert und wie intensiv auch die Auseinandersetzung ist«, sagte Grote. »Eigentlich muss das ein Stück der Hamburger Gipfelkultur sein.« Erwartet werden zu dem Treffen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer am 7. und 8. Juli unter anderen US-Präsident Donald Trump und seine Amtskollegen aus Russland und der Türkei, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan. Grote geht davon aus, dass der allergrößte Teil der Protestaktionen friedlich sein wird. »Im Prinzip ist das ein Festival der Demokratie«, sagte der Innensenator. Er rechne nur ganz vereinzelt mit Problemen - und der SPD-Mann erwähnte in diesem Zusammenhang die beiden Demonstrationen linker Organisationen am 6. und 8. Juli.
Die Polizei stehe vor zwei großen Herausforderungen: Sie müsse einerseits die volle demokratische Kultur ermöglichen, andererseits die Sicherheit der Gipfelteilnehmer garantieren, sagte Grote. »Es wird in Hamburg innerhalb kürzester Zeit mehr Veranstaltungen, Versammlungen und Aktionen als jemals zuvor geben.« Gleichzeitig müssten die mehr als 15.000 Beamten für ein sehr hohes Sicherheitsniveau sorgen. »Der G20-Gipfel wird auch ein Schaufenster moderner Polizeiarbeit sein«, sagte der Senator. Agenturen/nd
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