Die Mühen der Ebenen
Lena Tietgen meint, dass mit der Zeit die Vorbehalte gegen männliche Erzieher schwinden werden
Das Ausmaß sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen in öffentlichen Einrichtungen hat dem Bemühen, mehr Männer für den Erzieherberuf zu begeistern, sehr geschadet. Dass trotz eines erweiterten Führungszeugnisses, der Aufarbeitung durch den »Runden Tisch sexueller Missbrauch« und dem Forschungsschwerpunkt »Sexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten« noch immer Vorbehalte gegen männliche Pädagogen existieren, zeigt, wie tief die Verunsicherung ist. Und doch bleibt den Verantwortlichen in den Trägern und Einrichtungen nichts anderes übrig, als das Verhältnis zwischen Pädagogen und Schutzbefohlenen unter besondere Beobachtung zu stellen. Denn der von Platon entwickelte pädagogische Eros hat nicht nur zur Verfeinerung unseres Geistes beigetragen, sondern auch Pate gestanden beim Missbrauch in reformpädagogischen und Platons Ethos verschriebenen Einrichtungen, die eine besondere Nähe zwischen Pädagogen und Kindern bzw. Jugendlichen zum Konzept erhoben haben - so zum Beispiel in der Odenwaldschule. Hier sollte, nein muss der Bund Geld für weitere Forschungsvorhaben ausgeben. Dies ist für Aufklärung und Prävention notwendig, auch wenn dieser Prozess sicherlich viele Jahre dauern wird.
Dabei darf man aber nicht außer Acht lassen, dass der Beruf des Pädagogen Männern offen stehen muss. Die ansteigenden Zahlen interessierter Jungs und Männer an dem Erzieherberuf zeigen zwar einen Bedarf, doch muss dieser immer wieder neu geweckt werden. Selbstverständlich ist der Kita-Erzieher noch nicht.
Zur Aufklärung gehört auch die vielfältige kulturelle Auseinandersetzung mit männlichen und weiblichen Rollenbildern. Dieser Prozess fordert Geduld, Zeit und gesellschaftliche Verantwortung.
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