Neue Achse EU-China
Kurt Stenger über Klimaschutz und Multilateralismus
Alleingänge und Einzelkämpfer bewegen nichts - dies ist eine Lehre aus jahrzehntelanger Klimadiplomatie. Es war das ungewöhnliche Bündnis zwischen Peking und Washington, das Ende 2015 dafür sorgte, dass nach jahrelangem Ringen doch noch ein Weltklimaschutzabkommen zustande kam. Gemeinsam gaben die USA und China den gemächlichen Takt vor, nach dem der Rest der Staatengemeinschaft dann tanzen konnte. Wenn das Weiße Haus diese Rolle nun aufgibt, bedeutet das natürlich alles andere als ein Aus beim Klimaschutz weltweit oder auch nur in den USA - allerdings könnte der Taktstab wechseln. Die EU greift danach, wie die für diesen Freitag angekündigte gemeinsame Erklärung mit China pro Paris-Abkommen deutlich macht. Eine neue Achse beim Klimaschutz nimmt Gestalt an.
So gesehen, hätte ein Ausstieg der USA eher aus geostrategischer Sicht Relevanz. Es gibt derzeit kein anderes Politikfeld als den Klimaschutz, in dem die Welt Multilateralismus praktizieren würde. Wenn sich Donald Trump nun selbstgefällig einigelt, würden sich die USA als einflussreicher Player auch aus anderen Weltpolitikbereichen verabschieden. Sie wären letztlich nur noch eine militärische Großmacht.
Ob China und die EU den Klimaschutz besser voranbringen, bliebe abzuwarten. Noch viele offene Fragen sind ungeklärt, vor allem die nach Finanzhilfen für arme Staaten. Es reicht eben nicht, den Taktstock zu halten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.