Hunger kommt selten von allein

Martin Ling über akutes und generelles Versagen der G20

Es wäre wenigstens ein Zeichen: Die G20 sagen verbindlich die Mittel für die Nothilfe zur Bewältigung der aktuellen Hungerkrise zu. In Nigeria, in Südsudan, in Somalia und in Jemen droht mehr als 20 Millionen Menschen wegen Konflikten und Dürre eine Hungersnot. Die UN benötigen für die Hilfe bis Juli nach eigenen Angaben 4,9 Milliarden Dollar - bislang ist weniger als die Hälfte eingegangen.

Über das Maß der Verantwortung der G20 für die akute Hungerkrise lässt sich länderspezifisch trefflich streiten, dass die G20 mitverantwortlich sind, ist unbestreitbar: Sie sind für 80 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich und damit primär für den Klimawandel als Treiber von Dürren und Überflutungen.

Und die G20 kommen für 80 Prozent des Agrarhandels auf, der die Struktur der ländlichen Entwicklung bestimmt. Eine Weichenstellung dort ist überfällig. Die im Agrarsektor tätige Welthungerhilfe fordert konkret die Unterstützung von Kleinbauern statt der Agrarindustrie. Aus einem schlichten Grund: Die Kleinbauern produzieren den Großteil der Lebensmittel und trotzdem leben drei von vier Hungernden auf dem Land. 70 Prozent der Afrikaner arbeiten in der Landwirtschaft. Es gibt genug Flächen, Anbau-, Lagerungs- und Vermarktungsmethoden vor Ort, um die Menschen zu ernähren. Maschinen, klimaangepasstes Saatgut, Bewässerung - es bedarf recht wenig, um Kleinbauern viel zu helfen. Die G20 halten stattdessen an einer Handelspolitik fest, die Lebensgrundlagen von Kleinbauern zerstört.

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