Kopulierende Kängurus
Streit um Theaterstück
Nicht verheiratet und nicht verlobt? Dann muss ihr Dompteur schwul sein, denken zwei junge Raubkatzen. Was Schwulsein bedeutet, ist den beiden zwar nicht so ganz klar, dafür aber, dass das überhaupt nicht geht. Das Stück »Ein Känguru wie du« des Tübinger Autors Ulrich Hub soll Kindern Werte wie Freundschaft, Toleranz und Vielfalt näherbringen - so wie es seit 2016 im Bildungsplan von Baden-Württemberg steht. Doch die Schulklassen bleiben aus. Deshalb nimmt das Theater Baden-Baden das Stück aus dem Programm, was für bundesweiten Medienwirbel sorgte. Druck oder Proteste habe es nicht gegeben, betonte die Intendantin Nicola May am Sonntagabend in Baden-Baden. »Den Medienhype sehe ich kritisch«, sagte sie. Dies bedeute, dass das Thema in der Gesellschaft noch nicht selbstverständlich sei. Als die Schulklassen ausblieben, fragte das Theater bei den Lehrern nach. Es gebe »starke Berührungsängste« bei Eltern und Lehrern. Sie hätten Bedenken geäußert, ob die Thematik für Kinder ab acht Jahren geeignet sei. Allerdings habe niemand das Buch gelesen, in dem es nicht um Aufklärung und Sex gehe, sondern um Freundschaft und Toleranz.
Die Reaktionen überraschen Autor Ulrich Hub nicht. Von Veranstaltern werde er vor Lesungen oft gebeten, nicht aus »diesem Buch« zu lesen. »Vermutlich denken viele Eltern, bei dem Stichwort ›schwul‹ geht es automatisch um Sexualität und stellen sich auf der Bühne kopulierende schwule Kängurus vor«, schreibt Hub auf seiner Internetseite. epd/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.