Studie prognostiziert Schüler-Boom bis 2025

300.000 zusätzliche Schüler bis 2015 / Zehntausende Lehrer müssten eingestellt und neue Schulen gebaut werden

  • Lesedauer: 2 Min.

Gütersloh. Auf Deutschland kommen nach Berechnungen von Wissenschaftlern in den kommenden Jahren deutlich höhere Schülerzahlen zu als bislang erwartet. Angesichts einer steigenden Geburtenzahl und verstärkter Zuwanderung liege die Zahl der Schüler 2025 vermutlich rund eine Million über der Voraussage, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Mittwoch in Gütersloh. Es drohe ein »dramatischer Engpass« an Lehrern und Gebäuden, warnte die Stiftung.

Die Schulsysteme seien auf den neuen Schüler-Boom nicht vorbereitet, da bislang mit zurückgehenden Zahlen gerechnet wurde, heißt es in der Studie »Demographische Rendite adé«. Forscher errechneten im Auftrag der Stiftung, dass 2025 rund 8,3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland zur Schule gehen werden - gut 300.000 mehr als 2015. Die offizielle Prognose der Kultusministerkonferenz für 2025 sei mit nur 7,2 Millionen Schülern erheblich zu niedrig, hieß es.

Auf die Bundesländer kämen erhebliche Investitionen zu, weil Zehntausende Lehrer und Klassenräume fehlten. »Es besteht enormer Handlungsdruck«, sagte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung Jörg Dräger, viele Länder müssten »komplett umdenken«.

Die Grundschulen bekommen den Anstieg laut Studie als erste spüren. In acht Jahren könnten der Schätzung zufolge dort 24.000 Lehrer fehlen, sofern die Klassen nicht größer werden sollten. Zeitversetzt erreichen die starken Jahrgänge dann auch die weiterführenden Schulen wie Gymnasien, Gesamtschulen, Ober- und Regionalschulen. In der Sekundarstufe I würden 2030 zusätzlich 27.000 Pädagogen benötigt. Dieser Bedarf werde wegen einer bevorstehenden Pensionierungswelle und eines vielerorts bereits bestehenden Lehrermangels nur »schwer zu decken« sein, warnt die Studie.

Außerdem werde der Raumbedarf für Schulen stark steigen. Bei gleichbleibender Schulgröße werden der Studie zufolge in acht Jahren 2.400 Grundschulen mehr gebraucht als heute. Etwas später kämen auch auf die weiterführenden Schulen bauliche Engpässe zu. Für die Ausbildung von mehr Lehrern, für Planung und Bau neuer Schulen werden laut der Untersuchung erheblich steigende Bildungshaushalte benötigt. So wird für 2030 wird von einer Steigerung um 4,7 Milliarden Euro gegenüber den derzeitigen Ausgaben ausgegangen.

Für die Studie zur Entwicklung der Schülerzahlen aktualisierten der Erziehungswissenschaftler Klaus Klemm und der Soziologe Dirk Zorn von der Bertelsmann Stiftung die letzte Bevölkerungsvorausschätzung des Statistischen Bundesamtes vom März 2017 um die jüngsten Geburtenzahlen der sogenannten Milupa-Geburtenliste, einer jährlichen Erhebung des Herstellers von Babynahrung.

Die Schätzung erhebe keinen Anspruch darauf, die künftige Entwicklung »akkurat vorherzusagen«, erklärt Stiftungs-Vorstand Dräger im Vorwort zu der Studie. Sie solle ein Anstoß sein, bisherige Planungen zu überdenken und auch regelmäßiger zu überprüfen. nd/epd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.