Zahl der von Genitalverstümmelung Betroffenen steigt

Mehr Mädchen in Deutschland sind laut »Terre des Femmes« gefährdet

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In Deutschland sind nach Angaben der Hilfsorganisation »Terre des femmes« 13.000 Mädchen von Genitalverstümmelung bedroht. Das seien 4.000 mehr als noch im vergangenen Jahr, teilte die Organisation am Dienstag in Berlin mit. Einer entsprechenden Schätzung zufolge leben ebenso mehr Frauen in Deutschland, die bereits Opfer von Genitalverstümmelung geworden sind: Derzeit sind demnach 58.000 Frauen betroffen, 10.000 mehr als 2016.

»Der Anstieg ist besonders auf verstärkte Migration aus Ländern zurückzuführen, in denen weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wird«, sagte Charlotte Weil, »Terre des femmes«-Fachreferentin zu weiblicher Genitalverstümmelung. Das betreffe besonders Frauen aus dem Irak, Eritrea und Somalia. »Es ist also umso wichtiger, auch hier in Deutschland zum Thema aufzuklären und ins Gespräch mit praktizierenden Communities zu treten, um insbesondere gefährdete Mädchen zu schützen,« erklärt Charlotte Weil.

Neben verstärkter Aufklärungsarbeit forderte »Terre des femmes« auch einen besseren Schutz von gefährdeten Mädchen. So müsse das Thema etwa in Aus- und Weiterbildungspläne von Fachpersonal aus medizinischen, pädagogischen, sozialen und juristischen Berufsfeldern aufgenommen werden, um eine Gefährdung rechtzeitig zu erkennen, hieß es. In Deutschland ist auch die im Ausland vorgenommene Genitalverstümmelung strafbar. Wiederholt lassen Einwanderer und ihre Nachkommen Töchter während eines Urlaubs in der Heimat beschneiden.

Bei der Genitalverstümmelung, die in manchen Ländern als wichtiges Element beim Übergang vom Mädchen zur Frau gilt, wird die Klitoris teilweise oder vollständig entfernt. Die Betroffenen leiden unter einer Reihe von gesundheitlichen Folgen wie Blutungen und Schmerzen beim Urinieren, extremen Schmerzen beim Sex, tödlichen Komplikationen beim Gebären und schweren seelischen Traumata. Jedes Jahr machen weltweit rund drei Millionen Mädchen, die meisten unter 15 Jahren, den gefährlichen Eingriff durch. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

- Anzeige -
- Anzeige -