Zahl der von Genitalverstümmelung Betroffenen steigt
Mehr Mädchen in Deutschland sind laut »Terre des Femmes« gefährdet
Berlin. In Deutschland sind nach Angaben der Hilfsorganisation »Terre des femmes« 13.000 Mädchen von Genitalverstümmelung bedroht. Das seien 4.000 mehr als noch im vergangenen Jahr, teilte die Organisation am Dienstag in Berlin mit. Einer entsprechenden Schätzung zufolge leben ebenso mehr Frauen in Deutschland, die bereits Opfer von Genitalverstümmelung geworden sind: Derzeit sind demnach 58.000 Frauen betroffen, 10.000 mehr als 2016.
»Der Anstieg ist besonders auf verstärkte Migration aus Ländern zurückzuführen, in denen weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wird«, sagte Charlotte Weil, »Terre des femmes«-Fachreferentin zu weiblicher Genitalverstümmelung. Das betreffe besonders Frauen aus dem Irak, Eritrea und Somalia. »Es ist also umso wichtiger, auch hier in Deutschland zum Thema aufzuklären und ins Gespräch mit praktizierenden Communities zu treten, um insbesondere gefährdete Mädchen zu schützen,« erklärt Charlotte Weil.
Neben verstärkter Aufklärungsarbeit forderte »Terre des femmes« auch einen besseren Schutz von gefährdeten Mädchen. So müsse das Thema etwa in Aus- und Weiterbildungspläne von Fachpersonal aus medizinischen, pädagogischen, sozialen und juristischen Berufsfeldern aufgenommen werden, um eine Gefährdung rechtzeitig zu erkennen, hieß es. In Deutschland ist auch die im Ausland vorgenommene Genitalverstümmelung strafbar. Wiederholt lassen Einwanderer und ihre Nachkommen Töchter während eines Urlaubs in der Heimat beschneiden.
Bei der Genitalverstümmelung, die in manchen Ländern als wichtiges Element beim Übergang vom Mädchen zur Frau gilt, wird die Klitoris teilweise oder vollständig entfernt. Die Betroffenen leiden unter einer Reihe von gesundheitlichen Folgen wie Blutungen und Schmerzen beim Urinieren, extremen Schmerzen beim Sex, tödlichen Komplikationen beim Gebären und schweren seelischen Traumata. Jedes Jahr machen weltweit rund drei Millionen Mädchen, die meisten unter 15 Jahren, den gefährlichen Eingriff durch. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.