Eine Liebe vor Gericht
Von Dichtern, Tonkünstlern und dem Versuch, mit Macht erfolgreich zu sein
Er wurde als jüngstes von sechs Kindern eines Buchhändlers und Romanautors in Sachsen geboren. Als er sieben Jahre alt war, erhielt er Klavierunterricht auf einem Flügel, den sein Vater extra für ihn angeschafft hatte. »Ich genoss die sorgfältigste und liebevollste Erziehung«, erinnerte er sich später voller Dankbarkeit.
Schon als Kind komponierte er kleine Klavierstücke und verfasste Gedichte und Aufsätze. In seinem Tagebuch bemerkte er dazu: »Es drängte mich immer zum Produzieren, schon in den frühesten Jahren, war’s nicht zur Musik, so zur Poesie.« Während seiner Schulzeit gründete er einen literarischen Zirkel, in dem er unangefochten den Ton angab. Besonders verehrte er den Schriftsteller Jean Paul, dessen Stil er in seinen eigenen romantischen Erzählfragmenten zu kopieren versuchte.
Beim letzten Mal fragten wir nach dem Schriftsteller Mark Twain.
Gewonnen haben:
Irene Pankow-Rateizak, Potsdam
Detlef Köhler, Wittenberge
Rainer Brauer, Bonn.
Rätselantworten per Post an: neues deutschland, Steckbrief, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, oder per E-Mail an: steckbrief@nd-online.de
Die Einsender/Gewinner erklären sich mit der Veröffentlichung ihrer Namen und Wohnorte einverstanden.
Als er 16 war, starb sein Vater. Er erhielt einen Vormund, der ihn zu einem Studium der Jurisprudenz bestimmte. Widerwillig fügte er sich dieser Entscheidung, hinter der auch seine Mutter stand. Denn sie glaubte nicht, dass ihr Sohn als Künstler genügend Geld verdienen würde, um eine Familie zu ernähren.
Nachdem er das Abitur mit dem zweitbesten Prädikat abgelegt hatte, schrieb er sich an der Universität Leipzig als Jurastudent ein. Doch so richtig Spaß machte ihm das Studium der Rechte nicht. Lieber spielte er Klavier und ging so oft wie möglich ins Konzert. Bei alldem hatte er durchaus ein schlechtes Gewissen, wie aus seinem Tagebuch ersichtlich ist: »Es überläuft mich eiskalt, wenn ich denke, was aus mir werden soll.«
Um sein Klavierspiel zu vervollkommnen, sprach er bei einem bekannten Musikpädagogen vor, der sein Lehrkonzept an seiner eigenen Tochter erfolgreich erprobt hatte. Er nahm nun ebenfalls Unterricht bei dem Meister, befürchtete aber bald, nicht das Zeug zu einem großen Pianisten zu haben. Immer öfter blieb er deshalb den Lehrstunden fern und widmete sich erneut der Literatur. Schließlich ging er für ein Semester nach Heidelberg, um Ruhe zu finden und an der Universität sein Jurastudium abzuschließen. Doch daraus wurde nichts. Nach einem langen inneren Kampf entschloss er sich, den Beruf des Musikers zu ergreifen.
Noch einmal nahm er in Leipzig Klavierstunden und trainierte verbissen und mit Hilfe eines mechanischen Gestells seine Fingerfertigkeit. Dabei verletzte er sich so schwer, dass an eine Fortsetzung seiner Pianistenkarriere nicht zu denken war. Er verlegte sich daher ganz aufs Komponieren und arbeitete überdies als Herausgeber und Redakteur einer einflussreichen Musikzeitschrift.
Zwischendurch verliebte er sich in die Tochter seines ehemaligen Klavierlehrers und war entschlossen, sie zu heiraten. Doch sein künftiger Schwiegervater tat alles, um dies zu verhindern. Am Ende erzwang er die Eheerlaubnis vor Gericht, nachdem ihm die philosophische Fakultät der Universität Jena in absentia den Doktortitel verliehen hatte. Zunächst lebte das Paar in Leipzig, wo er einige seiner bedeutendsten Werke schuf. Auf Vermittlung eines Freundes wurde er mit 33 Jahren ans Konservatorium berufen und gab dort Unterricht in den Fächern Klavier und Komposition.
Am liebsten wäre er in Leipzig Gewandhauskapellmeister geworden. Als diese Hoffnung sich zerschlug, gingen er und seine Frau nach Dresden. Hier leitete er einen Verein für Chorgesang und war auch als Komponist äußerst produktiv. In Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen wurde ihm schließlich die Stelle des Städtischen Musikdirektors in Düsseldorf übertragen. Zwar hatte er schon zuvor an Depressionen gelitten. Doch nun entwickelte er Symptome einer schweren psychiatrischen Erkrankung, die möglicherweise einer Syphilisinfektion geschuldet war. In seiner Verzweiflung stürzte er sich in den Rhein. Er wurde gerettet und auf eigenen Wunsch in ein Sanatorium eingeliefert, wo er im Alter von 46 Jahren starb. Wer war’s?
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.