Ein Dromedar in Luxemburg
Seltener Fund aus Römerzeit
Luxemburg. 173 Knochen mit einem Gesamtgewicht von fast 20 Kilo: Ein nahezu komplettes Skelett eines Dromedars aus der Römerzeit haben Wissenschaftler bei einer Ausgrabung im luxemburgischen Mamer gefunden. Es wurde aus einem gut zwölf Meter tiefen römischen Brunnen in der untersten Schicht geborgen, wie Archäologin Franziska Dövener vom Nationalen Forschungszentrum für Archäologie (CNRA) in Luxemburg sagte. Es sei eine besondere Entdeckung: »Dromedar-Funde aus dieser Zeit sind vergleichsweise selten.« In Westeuropa gebe es bislang lediglich rund 15 Nachweise von römerzeitlichen Dromedar-Knochen.
Die Archäozoologin Carola Oelschlägel aus Halle (Sachsen-Anhalt) hat die Knochen identifiziert und fand heraus, dass es sich bei dem Dromedar aus Mamer »um einen sechs oder sieben Jahren alten, robusten Hengst« handelte. Das Tier sei in Ägypten geboren worden, ergab eine Untersuchung der Zähne an der Universität Tübingen. Um die Mitte des dritten Jahrhunderts sei es vermutlich »auf einigen Umwegen« ins heutige Luxemburg gelangt, sagte Dövener.
Es könne sein, dass das Dromedar als Lasttier eines Händlers im Einsatz gewesen sei, sagte Dövener. »Ich persönlich halte es jedoch für wahrscheinlicher, dass es als Lasttier von römischen Truppenteilen mitgeführt wurde.« Schließlich sei zu jener Zeit römisches Militär von der Ostgrenze des Römischen Reiches in den Westen gekommen. Denkbar sei aber auch, dass »unser Dromedar, warum auch immer, «ausgemustert» worden war und im Vicus (Siedlung) von Mamer als eine «lokale Attraktion» gezeigt wurde«, erklärte Dövener.
Man könne davon ausgehen, dass damals der bereits verweste Tierkörper im Brunnen entsorgt worden sei. Neben den üblichen Schlacht- und Speiseabfällen seien dort auch Knochenreste von vielen weiteren Tieren - insgesamt 259 Individuen - entdeckt worden: darunter auch Hunde, Wildkatzen, eine Schleiereule und Rabenvögel, wie die Archäologin sagte. Sämtliche Funde befanden sich in »einer zähen, lehmigen Verfüllung« und mussten, nachdem sie mit Eimern hochgezogen worden waren, herausgewaschen und getrocknet werden.
Gegraben worden war Dövener zufolge von 2009 bis 2011 wegen eines Straßenbauprojekts im Bereich einer einstigen römischen Siedlung. Die Dromedar-Knochen seien zunächst nicht als solche erkannt worden. Die Resultate von Oelschlägel im Herbst 2014 seien daher eine »echte Überraschung« gewesen.
Dass der Fund erst jetzt öffentlich bekannt werde, hänge damit zusammen, dass die Ergebnisse erst jüngst wissenschaftlich veröffentlicht worden seien (Archaeologia Luxemburgensis 3, 2016). dpa/nd
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