Heißer Stick für gutes Geld
Im neuen Kriminalroman von Petra Ivanov geht es um unversteuertes Schwarzgeld und die Jagd auf Datendiebe
Auf Schweizer Banken haben sich seit Jahrzehnten riesige Schätze unversteuerten Schwarzgelds angesammelt. Fahnder der um die Abgaben geprellten Länder sind dankbar für Kundendaten der Steuersünder. An die kommen sie aber nicht leicht heran. Deshalb gibt es immer wieder ungetreue Schweizer Bankmitarbeiter, die solche Daten entwenden und gegen Millionenbeträge an die begierigen Finanzbehörden verscherbeln. Hehlerei oder nicht? Um diese Frage geht es in dem Kriminalroman »Erster Funke« der Schweizer Autorin Petra Ivanov aber nicht.
Der Zürcher Kriminalpolizist Bruno Cavalli ist einem der Datendiebe auf der Spur, der sich nach New York abgesetzt hat und den heißen Stick für gutes Geld den Behörden der USA anbietet. Cavalli hat gute Vorarbeit geleistet und weiß viel über die Persönlichkeit des flüchtigen Bankangestellten Mark Heller und seiner Komplizin Sandra Weiß. Er ist beiden auf der Spur und schon ganz dicht dran, als er Zeuge des Mordes an Heller wird. Wer hat Interesse an dem Mord an dem Bankmitarbeiter, wer ist hinter den Daten her, wo ist Sandra Weiß? Und wo vor allem ist der ominöse Datenstick?
Die Aufklärung dieses Falles bringt den Zürcher Polizisten mit Regina Flint zusammen, die zur Weiterbildung in die USA gekommen ist und eher zufällig auf Cavalli trifft. Hier springt der Funke zwischen den beiden über, die in früheren Romanen der Autorin bereits ein beliebtes und erfolgreiches Ermittlungsduo gebildet haben. Jetzt erfolgt - spät - die Auflösung des Rätsels, wie die beiden sich kennengelernt haben: Eine Liebesgeschichte zwischen Polizist und Staatsanwältin nimmt hier ihren Lauf.
Die Ermittlungen, die die beiden aneinander ketten, gestalten sich als ausgesprochen gefährlich. Das FBI ist gar nicht erbaut über die ungebetene Hilfe aus der Schweiz. Deshalb müssen beide viel auf eigene Faust unternehmen und geraten dabei immer mehr in die Hände der Verbrecher, die - aus welchem Motiv auch immer - hinter den sensiblen Bankunterlagen her sind.
Wenn der attraktive Bruno Cavalli und die überkorrekte Regina Flint den Fall schließlich - nach einer Reihe weiterer Morde - klären, dann verdanken sie ihren Erfolg in erster Linie einem in der Kriminalistik nicht gerade typischen Sinnesorgan: weder dem sechsten oder einem siebenten Sinn, sondern der hervorragenden Nase Cavallis, die einer entscheidenden Spur folgt. Die nicht gerade abenteuerlustige Staatsanwältin steuert zu der Aufklärung eine psychologisch zutreffende Einschätzung der Komplizin Sandra Weiß bei und entwickelt im Laufe des Romans eine überraschende und zielführende Tatkraft. Schließlich überwinden das FBI und Cavalli ihre gegenseitige Geringschätzung und es kommt zu einem dramatischen Showdown auf dem Heldenfriedhof Arlington.
Das Ende findet den verletzten Cavalli neben einer ihn anhimmelnden Staatsanwältin liegend. Nur noch etliche US-amerikanische Steuersünder zittern.
Petra Ivanov: Erster Funke. Flint und Cavalli - Wie alles begann. Kriminalroman. Unionsverlag, 254 S., br., 19 €.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.