Geduldsprobe für alle
Tomas Morgenstern ist gespannt, wie die Standesämter die Ehe für alle meistern
Schade, dass Eheschließungen nicht in die Zuständigkeit der Bürgerämter fallen. Deren Misere stand so lange im Feuer der Kritik, dass sie mit Nachdruck auf Vordermann gebracht werden. Im Ergebnis sinken die Wartefristen. Vier Wochen müsse man dort aktuell auf den nächsten freien Termin warten, erklärte Staatssekretärin Sabine Smentek. Das sei für jedermann transparent nachprüfbar. Da weiß man, woran man ist.
Anders bei den Standesämtern, bei denen, so die Staatssekretärin, Geburten und Sterbefälle stets Vorrang vor Eheschließungen haben. Und da die demografischen Unterschiede in den verschiedenen Stadtbezirken gravierend seien, differiere auch das jeweilige Arbeitsaufkommen. Von einheitlichen Wartefristen kann da folglich von vorn herein keine Rede sein. Damit hatten sich Heiratswillige freilich auch in Berlin seit jeher arrangieren müssen.
Die »Ehe für alle«, soweit es die Schließung neuer Ehen betrifft, dürfte da keine Ausnahme bilden. Nur kann niemand sagen, wie viele Paare sich ab Oktober tatsächlich trauen. Eng wird es sicher für gleichgeschlechtliche Paare, die ihre Partnerschaften in Ehen umschreiben lassen wollen. Da kann einem schon bang werden, wenn Azubis einstweilen personelle Engpässe überbrücken und erst Mitte September Crashkurse für zusätzliches Personal beginnen. Wohl dem, der sich bei Zeiten beim Standesamt um einen Termin gekümmert hat. Ansonsten wird das junge Glück auf eine ernste Geduldsprobe gestellt.
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