Freier Handel schafft mehr Fluchtursachen

Martin Ling über die 16. Auflage der »Fairen Woche«

Der Schirmherr ist der alte, das Motto ist neu. Auch 2017 steht der Entwicklungsminister Gerd Müller an der Spitze der Fairen Woche, die sich vom 15. bis 29. September erstreckt, in ihrer 16. Auflage sich längst nicht mehr auf eine Woche begrenzt. Das diesjährige Motto »Fairer Handel schafft Perspektiven« verweist vice versa auf einen Grundzusammenhang des Welthandels: Eine unfaire Weltwirtschaftsordnung schafft Fluchtursachen.

Das deutsche Entwicklungsministerium BMZ ist auf der Höhe der Zeit, fordert fairen Handel, fordert verpflichtende Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsstandards in allen Handelsabkommen. Das Problem: Schon im Kabinett Merkel ist Müller ein einsamer Rufer in der Wüste und auf EU-Ebene wird weiter dem Freihandel gefrönt, allen Fluchtursachen schaffenden Konsequenzen zum Trotz. Die derzeit weltweit etwa 65 Millionen Menschen, die vor Hunger, Krieg, Vertreibung und Klimaunbilden fliehen, sind auch ein Ausdruck der unfairen Welthandelsbeziehungen - die höchste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg.

Der Faire Handel wächst zwar, kommt aber über ein Nischendasein nicht hinaus. Immerhin 2,5 Millionen Kleinbauern, Produzenten und ihren Familien, die ihre Waren über den Fairen Handel vermarkten können, bietet er indes jene wirtschaftliche Perspektive, die Hunderten Millionen im Süden fehlt. Die UNO hat das mit den nachhaltigen Entwicklungszielen SDG anerkannt. Den Menschen in den Mittelpunkt des Wirtschaftens zu stellen, müsse das Ziel einer gerechten Welthandelspolitik sein - im Globalen Süden wie im Norden. In seinem begrenzten Rahmen macht der Faire Handel ebendies vor. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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