Referendum oder Aufstand in Katalonien
Martin Ling über die Machtprobe in Spanien
»Ich bin gegen die Unabhängigkeit Kataloniens, aber ich bin für ein Referendum. Sonst droht der Aufruhr.« Das Zitat stammt von Sergi Pàmies, einem der bekanntesten katalanischen Schriftsteller und es fiel 2012 – dem Jahr, in dem die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien richtig an Fahrt aufnahm.
Angetrieben vor allem von der damals aus der Taufe gehobenen zivilgesellschaftlichen Unabhängigkeitsbewegung Katalanische Nationalversammlung (ANC). Die Gründung der ANC war eine Reaktion auf eine Entscheidung des Verfassungsgerichts 2010: Auf Geheiß der derzeit in Madrid regierenden Volkspartei PP verwarfen die Obersten Richter ein vom spanischen und vom katalanischen Parlament gebilligtes sowie in Katalonien per Plebiszit legitimiertes neues Autonomiestatut für die Region – ein Schlag ins Gesicht der Demokratie und es befeuerte die Separatismusbewegung.
Die Demonstration am Montagabend gab keinen echten Fingerzeig darauf, ob es eine Mehrheit für die Unabhängigkeitsbefürworter gibt oder nicht. Sie machte aber einmal mehr die Entschlossenheit vieler deutlich, das Plebiszit am 1. Oktober durchzuziehen. Dass Madrid in letzter Minute noch die Bereitschaft zum Dialog aufbringt, ist nicht zu erwarten. Mit verhältnismäßigen Mitteln wird es der spanischen Regierung kaum noch gelingen, die Abstimmung zu verhindern. Alles andere aber führt zum Aufruhr mit unkalkulierbaren Folgen für Katalonien und Spanien.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.