Stolz auf die Wehrmacht
Gauland zu NS-Zeit: Man muss uns diese Jahre nicht mehr vorhalten
Berlin. AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland stößt mit Forderungen, wieder »stolz zu sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen«, auf scharfe Kritik. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann warf Gauland am Freitag in Berlin »geschmacklose Geschichtsklitterung« vor; der Grüne Volker Beck erklärte, die Äußerungen des AfD-Spitzenmanns würden »immer ekelhafter«.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte Gauland am 2. September beim sogenannten Kyffhäuser-Treffen der AfD-Rechtsaußen-Gruppe »Der Flügel« verlangt, einen Schlussstrich unter die Bewältigung der NS-Vergangenheit zu ziehen: »Man muss uns diese zwölf Jahre jetzt nicht mehr vorhalten. Sie betreffen unsere Identität heute nicht mehr. Und das sprechen wir auch aus.« Daher hätten die Deutschen auch wieder das Recht auf »Stolz« auf die Taten der Soldaten in dieser Zeit, hatte Gauland weiter gesagt. Er räumte ein, dass die NS-Zeit mit ihren Verbrechen eine »falsche Vergangenheit« gewesen sei. Jetzt aber gebe es das Recht, »uns nicht nur unser Land, sondern auch unsere Vergangenheit zurückzuholen«.
Dazu erklärte Oppermann in Berlin: »Die Äußerungen entlarven Gauland als ultrarechten Militaristen.« Offensichtlich entwickle sich die AfD immer deutlicher zu einer rechtsextremen Partei. »Es fehlt mir jede Vorstellungskraft, wie man auf Millionen Tote, barbarische Kriegsverbrechen und eine Zerstörung von ganz Europa auch nur ansatzweise stolz sein kann«, erklärte der SPD-Fraktionschef weiter. Ähnlich äußerte sich Beck, der auch Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe ist: »Stolz kann man nur auf die wenigen Soldaten im Widerstand und die Wehrmachtsdeserteure sein«, erklärte der Grünen-Innenexperte.
Die AfD-Gruppe »Der Flügel«, die das Kyffhäusertreffen organisiert, steht für einen ultrarechts-nationalistischen Kurs der Partei. Eine wichtige Rolle in dieser Gruppe spielen die AfD-Rechtsaußen Björn Höcke und André Poggenburg. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.