Zuflucht am Meer
Elizabeth Graver:
Auch wenn Charlys Therapeut meint, das man sich nicht heilen kann, in dem man einfach woanders hingeht - das eigene Selbst reist schließlich mit -, denken er und die anderen Familienmitglieder der Porters anders darüber. Für sie ist ihr Domizil auf der Halbinsel Ashaunt in Massachusetts Zuflucht in allen Lebenslagen. Sommer für Sommer zieht es sie dorthin. Sie genießen das Schwimmen und Angeln und die Arbeit im idyllischen Garten. Doch der beschauliche Rückzugsort für wohlhabende Familien bleibt im Zweiten Weltkrieg nicht vom politischen Geschehen verschont. Ein Militärstützpunkt wird errichtet, und der einzige Sohn der Familie ist erstmals nicht in Ashaunt dabei, weil er Mitglied einer Fliegerstaffel wurde. Doch nicht für ihn, der später bei einem Einsatz stirbt, bedeutet dieser Sommer einen Wendepunkt …
Zunächst glaubt man, dass sich der Roman genau um das Jahr 1942 dreht, das dermaßen in das Leben der Familie eingreift. Je mehr man aber in der Lektüre vorankommt und je mehr unterschiedliche Gestalten man kennenlernt, wird einem klar: Es bedarf keines historischen Großereignisses, um das Leben eines Menschen durcheinander zu rütteln. Und auch Ashaunt, die ewige Zuflucht, verändert sich durch Baumaßnahmen und eine Ölpest mit den Jahren sehr …
Einfühlsam und eloquent, präsentiert Elizabeth Graver einen schönen Roman, der über Generationen hinweg mitverfolgen lässt, wie wir alle durch unsere Beziehungen zu anderen Menschen, aber auch durch das Leben selbst geformt werden. Was nach der Lektüre bleibt, ist eine unbestimmte Sehnsucht nach einer Zuflucht am Meer, aber auch ein mitfühlender, gelassener Blick auf den Gang des Lebens.
Elizabeth Graver: Die Sommer der Porters. Roman Aus dem Amerikanischen von Juliane Zaubitzer. Mare Verlag, 464 S., geb., 22 €.
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