• Kultur
  • Zum Tod von Hugh Hefner

Es ging nicht nur um Sex

»Playboy«-Gründer Hugh Hefner im Alter von 91 Jahren gestorben

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit dem Tod des »Playboy«-Gründers Hugh Hefner endete am Mittwoch eine Ära. Die amerikanische Ikone ist mit 91 Jahren in der Playboy Mansion eines natürlichen Todes gestorben, Hefner hinterlässt drei Söhne. »Mein Vater hat ein außergewöhnliches und beeindruckendes Leben als Medien- und kultureller Pionier gelebt«, erklärte Cooper Hefner, einer der Söhne und kreativer Leiter von Playboy Enterprises. »Er war eine der lautesten Stimmen hinter einigen der wichtigsten sozialen und kulturellen Bewegungen unserer Zeit, sei es beim Einsatz für die Redefreiheit, die Bürgerrechte oder die sexuelle Freiheit.«

Hefner hatte den »Playboy« 1953 in der Küche seiner Wohnung in Chicago gegründet. Die biedere Lebensart in den USA ließ nicht ahnen, welche kulturellen Auseinandersetzungen folgen sollten. Für die erste Ausgabe kaufte er ein zuvor nicht genutztes Kalenderbild eines damals noch unbekannten Nacktmodels - Marilyn Monroe. Die Auflage wurde komplett verkauft. »Das Playmate des Monats in der Mitte ist direkt durch den Einfluss der Pin-up-Fotografie und -Kunst aus dem Zweiten Weltkrieg und aus der Zeit davor entstanden«, sagte Hefner 2007 in einem Radiointerview. Die Beschreibung als das »Mädchen von nebenan« sei allerdings neu gewesen, also die Anerkennung, »dass auch nette Mädchen Sex mögen. Das war in den 50er Jahren sehr revolutionär.«

In den Jahren, die von der Bürgerrechtsbewegung, dem Vietnamkrieg, den Anschlägen auf John F. Kennedy, Martin Luther King und Robert Kennedy, der sexuellen Revolution, der Frauenrechtebewegung, dem Rücktritt von Richard Nixon und schließlich der konservativen Konterrevolution unter Ronald Reagan in den 80er Jahren geprägt war, wuchs der Einfluss von Hefner stetig an. Er selbst galt als hip, obwohl er ein Nachfahre des religiösen Moralisten William Bradford war, einem der Pilgerväter und Gouverneur der britischen Plymouth Colony, die 1621 in Neuengland gegründet wurde.

Pfeife, das Jackett aus rotem Samt und die zahlreichen ihn umgebenden schönen Frauen wurden zu Markenzeichen von Hefner. Der Playboy-Lebensstil wurde schon in der ersten Ausgabe beschrieben. Demnach sollten Cocktails und Horsd’œuvre sowie die Gesellschaft schöner Frauen eine Diskussion über Picasso, Nietzsche, Jazz und Sex abrunden.

Doch Hefner war dabei durchaus ernsthaft, nämlich wenn es um seine Interessen ging. Vor dem Obersten Gerichtshof gewann er ein Verfahren gegen die US-Post, weil die sich weigerte, sein Magazin auszuliefern. Er kämpfte gegen Gesetze gegen die Unzucht und unterstützte die Schwulenbewegung. Im Jahr 2000 ging er erfolgreich gegen die Regierung vor Gericht, da diese die Ausstrahlung von anzüglichen Inhalten auf Bezahlsendern auf bestimmte Zeiträume beschränken wollte. Auf die Frage nach seiner größten Errungenschaft sagte er einmal, dass er den Menschen dazu verholfen habe, ihr Verständnis von Intimität zu ändern.

Der »Playboy« hob sich zudem von Wettbewerbern durch seinen Anspruch ab. Hefner veröffentlichte Texte von hervorragenden zeitgenössischen Autoren wie John Updike, Ian Fleming, Gabriel Garcia Marquez und Margaret Atwood. Seine Reporter haben Persönlichkeiten wie den früheren US-Präsidenten Jimmy Carter interviewt.

Das Unternehmen Playboy verzeichnet inklusive seines Lizenzierungsgeschäfts laut Cooper Hefner heute Einnahmen von 1 Milliarde Dollar. Das ist nicht mehr so viel wie in der Hochzeit des Magazins. Dieses hatte sich zwischenzeitlich auch von den nackten Frauen verabschiedet. Doch seit Februar sind sie wieder zu sehen.

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