Was machen Journalisten?
Journalistinnen und Journalisten sind sehr wichtig für die Gesellschaft. Sie berichten zum Beispiel, wenn es irgendwo auf der Welt Ungerechtigkeit gibt. Dann sammeln sie Informationen über die Sache (das nennt man recherchieren) und veröffentlichen diese in einem Zeitungsartikel (Welche Arten von Zeitungsartikeln es gibt, erfährst du rechts in der Randspalte). Die Öffentlichkeit (also wir alle) erfährt dann, wenn irgendwo etwas Ungerechtes passiert. Dann können Menschen öffentlich dagegen protestieren, zum Beispiel indem sie auf die Straße gehen und fordern, dass die Verantwortlichen etwas ändern.
W, wie wichtig:
wer (hat etwas getan)
was (hat er denn getan)
wo (hat er es getan)
wann (hat er es getan)
wie (hat er es getan)
warum (hat er es getan)
woher (ist die Information)
Wenn zum Beispiel die Preise für ein Käsebrot in der Cafeteria immer teurer werden, sich aber niemand traut, das öffentlich anzusprechen, können Journalisten einen Artikel darüber schreiben. Die Schüler, aber auch die Eltern und Lehrer, erfahren dadurch, dass sich manche keine Käsebrot mehr leisten können. Gemeinsam können sie dann zum Direktor gehen und gegen die hohen Preise demonstrieren. Außerdem können sich die Erwachsenen bei den Verantwortlichen, in diesem Fall bei der Schulleitung, beschweren, um dafür zu sorgen, dass sich alle Schüler ein Pausenbrot leisten können.
Wie arbeitet ein Journalist?
Eine gute Recherche ist das Wichtigste für einen Journalisten, denn er ist der Wahrheit verpflichtet. Laut Pressekodex muss ein Journalist immer die Wahrheit schreiben. Er darf sich nicht von persönlichen oder wirtschaftlichen Interessen wie Geld oder teuren Geschenken beeinflussen lassen. Dafür ist es wichtig, möglichst unbefangen an eine Geschichte heranzugehen. Hierzu befragt er Menschen und sammelt alle Informationen, die er bekommen kann.
Im Fall der Käsebrotpreise wäre es zum Beispiel sinnvoll, zunächst den Vorwurf der Schüler zu formulieren: Die Preise für Käsebrot in der Cafeteria sind zu hoch! Als nächstes muss man natürlich auch die Gegenseite befragen. Das könnte zum Beispiel der Betreiber der Cafeteria sein. Der Betreiber, nennen wir ihn Herrn Schmaltz, erklärt nun aber die gestiegenen Käsebrotpreise damit, dass die Schulleitung die Miete für den Raum der Cafeteria erhöht hat. Außerdem seien die Preise für Butter und Käse ebenfalls gestiegen. Als nächstes muss nun recherchiert werden, ob die Aussagen von Herrn Schmaltz der Wahrheit entsprechen. Ist dies der Fall, befragt man die Schulleitung, warum die Miete für die Cafeteria so hoch sein muss.
Der Weg zum Traumberuf
Wer heute, in einer Zeit, in der Zeitungen mit dem Überleben kämpfen und massenhaft Redakteure entlassen werden, noch Journalist werden will, der braucht ein dickes Fell und gutes Durchhaltevermögen. Dennoch sollte man sich von den pessimistischen Vorhersagen nicht entmutigen lassen. Der Printjournalismus wurde schon so oft totgesagt - als das Radio aufkam, das Fernsehen, das Internet und dennoch gibt es ihn immer noch. Auch wenn sich die Medienlandschaft also im Wandel befindet und keiner weiß, ob es die klassische Zeitung, wie wir sie kennen, in ein paar Jahren noch geben wird, liegt gerade in diesem Wandel auch eine Riesenchance. Denn es liegt nun an den jungen Leuten mitzugestalten, wie wir in den nächsten Jahren Nachrichten konsumieren werden.
Wer sich dieser Herausforderung stellen will, dem stehen viele Möglichkeiten offen. Denn einen klassischen Weg in den Journalismus gibt es nicht. »Journalist« ist keine geschützte Berufsbezeichnung, jeder, der etwas veröffentlicht, kann sich Journalist nennen. Doch auch wenn offiziell kein bestimmter Berufsabschluss vorausgesetzt wird, verlangen viele Arbeitgeber zumindest Abitur oder gar ein abgeschlossenes Studium. Was man am besten studiert, hängt davon ab, in welche Richtung man sich später orientieren will, also ob man in einer Sportredaktion arbeiten will, bei einer wissenschaftlichen Fachzeitung oder doch lieber über politische Ereignisse berichtet. Hat man sich erst mal derart spezialisiert, führt der Weg zu einer Anstellung als Journalist meist über ein zweijähriges Volontariat.
Um eines der wenigen heiß begehrten Volontariate zu ergattern, ist das Wichtigste die Praxis. Je früher man also damit anfängt, journalistisch zu arbeiten, desto besser. Am besten sammelt man schon in der Schülerzeitung die ersten praktischen Erfahrungen. Auch ein Praktikum bei einer Lokalzeitung oder einem örtlichen Radiosender verschafft einem mehr Chancen, als es die besten Noten könnten. Das Wichtigste ist jedoch immer, dass du Spaß am Schreiben hast, neugierig und kontaktfreudig bist und den Dingen gerne auf den Grund gehst.
Textarten
Es gibt unterschiedliche Formen der journalistischen Darstellung. Zu den häufigsten Formen zählt zum Beispiel die Kurzmeldung oder Nachricht. Beide sind auf das Wesentliche beschränkt und beantworten die W-Fragen.
Bericht
Eine längere Variante wäre ein Bericht. Der erzählt möglichst einfach, was passiert ist, gibt aber noch mehr Hintergrundinformationen. Zum Beispiel können Zitate von wichtigen Personen oder Stellungnahmen von Experten untergebracht werden. Wichtig: Am Anfang steht immer das, was neu ist. Auch der Bericht beantwortet die sieben W-Fragen. Im Fall der gestiegenen Preise für Käsebrot in der Cafeteria muss in dem Bericht darüber also stehen, was überhaupt wo passiert ist, wann und um wie viel der Preis gestiegen ist, wer für den hohen Preis verantwortlich ist, warum er gestiegen ist und woher die Information stammt. Der Cafeteria-Besitzer Herr Schmaltz könnte sich noch zu Wort melden und sagen, warum er den Preis für gerechtfertigt hält.
Interview
Neben dem klassischen Bericht gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten, die Leser zu informieren. Zum Beispiel durch ein Interview. Das ist ein Frage-Antwort-Spiel. Dabei versucht der Journalist, seinem Gesprächspartner interessante Informationen zu entlocken. Dafür muss man natürlich schon vorher eine Menge über die Person wissen, um die richtigen Fragen stellen zu können.
Kommentar
Eine weitere wichtige Form eines Artikels ist der Kommentar. Hier darf ein Journalist ausnahmsweise mal seine Meinung sagen. Das darf er sonst nicht, denn er muss ja objektiv berichten. Trotzdem muss er auch hier begründen, warum er etwas gut oder schlecht findet. Die Leser können dann selbst entscheiden, ob sie die Argumente überzeugend finden oder nicht.
Reportage
Eine Reportage beschreibt im Hier und Jetzt, was passiert. Dabei ist es wichtig, dass der Journalist - oder Reporter - am Ort des Geschehens ist. Dadurch kann er beschreiben, was er sieht, und Nähe aufbauen. Der Leser hat dann das Gefühl, mittendrin zu sein. Zum Beispiel kann der Tagesablauf eines Cafeteria-Besitzers sehr gut mit einer Reportage dargestellt werden. Der Leser erfährt, welche Probleme und Sorgen der Besitzer der Cafeteria hat.
So, nun weißt du alles, was ein guter Journalist wissen muss, um einen tollen Artikel zu schreiben. Schick uns deine recherchierte Geschichte. Mit ein wenig Glück wird sie auf einer der kommenden nd-Kinderseiten abgedruckt. Wenn ihr wissen wollt, wie sich Raba Uke und Vet Oh als Journalisten schlagen und dem Geheimnis der gestiegenen Käsebrotpreise auf den Grund gehen, hört euch hier ihr Abenteuer an.
Die nächste Ausgabe erscheint am 28. Oktober 2017
Habt ihr Fragen? Anmerkungen? Ideen? Schreibt uns an: kinder@nd-online.de oder an Kinderredaktion, neues deutschland, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
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