Blicke in Hamburgs Vergangenheit
Der Arzt und Hobbyfotograf Stefan Bick sammelt Hamburgensien und stellt die historischen Kostbarkeiten ins Netz
Unverhofft kommt oft. Durch einen Zufall wurde der Hamburger Arzt Stefan Bick zum Sammler von Hamburgensien. Einer seiner Patienten in seiner Praxis im Edelstadtteil Blankenese war kein Geringerer als der Hamburger Schriftsteller, Fotograf und Sammler alter Fotografien und Bildpostkarten Fritz Lachmund: »Er hat mein Interesse am historischen Hamburg geweckt.«
Nach Lachmunds Tod im Jahr 1997 kaufte Bick dessen Witwe einen Teil der rund 40 000 Postkarten und 20 000 Fotografien umfassenden Sammlung »für mehrere tausend Euro« ab und ergänzt sie seitdem fortlaufend. Eine Auswahl der historischen Kostbarkeiten macht Bick der an Hamburgs Geschichte interessierten Öffentlichkeit auf seiner Homepage www.hamburg-motiv.de zugänglich: »Besser, ich zeige die Motive, als dass sie im Keller verstauben.« Geld will er mit der Hompage nicht verdienen - andere Menschen sollen vielmehr an seiner Leidenschaft teilhaben.
Hamburg-Motiv.de ist ein digitales Fotoalbum, das Hamburgs Stadtgeschichte über den Zeitraum von 1845 bis 2009 abbildet und fortlaufend aktualisiert wird. »Aufgrund permanenter und immer schneller fortschreitender Veränderungen des Stadtbilds bietet diese Datei interessante Rückblicke in die jüngere und ältere Vergangenheit Hamburgs«, erklärt der Hobbyfotograf seine historische Mission. Zu der gehören übrigens auch die Recherche und Niederschrift seiner hochinteressanten Familienhistorie. Aber das ist eine andere Geschichte.
Stefan Bick wurde 1957 in Blankenese geboren, hat in Kiel und Hannover Medizin studiert und sich 1993 an seinem Geburtsort als Arzt niedergelassen. Schon sein Vater war dort Internist. In Blankenese ist Bick gut vernetzt. Dort trägt er mit Gleichgesinnten wie Thomas Müller und Monika Lühmann Material zur Geschichte seines Stadtteils zusammen und setzt sich für den Erhalt historischer Bausubstanz in der »Freien- und Abrissstadt Hamburg« ein: »Nach 1945 wurde fast mehr abgerissen, als im Krieg an erhaltenswerten Gebäuden zerstört worden war.«
Bick ist deshalb nicht nur in den Denkmalschutzverein eingetreten, sondern mischt sich auch persönlich ein - mit Leserbriefen, in denen er den geplanten Abriss der nachkriegsmodernen City-Hochhäuser kritisiert oder mit seinem erfolgreichen Vorstoß zur Rückführung der holzgeschnitzten Putten in das Görtz-Palais am Neuen Wall. Den Hinweis, dass die Kunstwerke 70 Jahre auf dem Dachboden des Museums für Hamburgische Geschichte verstaubten, lieferte ihm ein Buch, das er auf dem Flohmarkt gefunden hatte. Wieder so ein Zufall.
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