Westpapua wehrt sich gegen indonesische Ausbeutung
70 Prozent der Bevölkerung sieht in Unabhängigkeit eine Ausweg aus Menschenrechtsverletzungen
Westpapua ist Indonesiens Sorgenkind. Denn die rohstoffreiche Provinz zeigt sich seit Jahrzehnten rebellisch. Die Westpapuaner wollen unabhängig sein und zudem auf indonesische Menschenrechtsverletzungen im Land aufmerksam machen. Der Höhepunkt ihres jahrzehntelangen Kampfes ist jetzt eine Unabhängigkeitspetition, die von 1,8 Millionen Westpapuanern, mehr als 70 Prozent der Bevölkerung, unterzeichnet wurde. Manche Bewohner gaben ihre Fingerabdrücke und Blut mit auf das Dokument, das ein Symbol für den Freiheitskampf der Menschen in Westpapua ist. Der im Exil lebende Freiheitskämpfer Benny Wenda hat die gebundene Petition dem UNO-Komitee zur Dekolonisierung Ende September in New York übergeben, ein Komitee, das die Entwicklung früherer Kolonien beobachtet.
Nachdem die Petition von der indonesischen Regierung verboten und online blockiert worden war, hatten Freiheitskämpfer das Dokument im Geheimen durch die Provinz geschmuggelt und dafür Gefängnisstrafen riskiert. Laut des australischen Senders ABC sollen 57 Menschen dafür verhaftet worden sein, die Petition zu unterstützen. Weitere 54 sollen sogar gefoltert worden sein. In der Petition fordern die Menschen Westpapuas eine Abstimmung über die Unabhängigkeit aber auch einen unabhängigen UNO-Vertreter, der die Menschenrechtsverletzungen im Land untersuchen soll.
Auf Facebook schrieb Wenda: »Nach jahrzehntelangem Leiden, Jahrzehnten an Genozid und Jahrzehnten der Besetzung erheben wir nun die Stimme des westpapuanischen Volkes, das in dieser Petition lebt.« Und weiter: »Mein Volk möchte frei sein.«
Arrmanatha Nasir, ein Sprecher des indonesischen Außenministeriums, nannte die Petition in einer Textnachricht an den »Guardian« jedoch einen »Publicity Stunt ohne Glaubwürdigkeit«. Indonesiens Interesse an Westpapua ist so groß, weil die Provinz rohstoffreich ist. Mit der Grasbergmine befindet sich beispielsweise die größte Gold- und eine der größten Kupferminen der Welt dort. Die Mine wird von dem US-Bergbauunternehmen Freeport betrieben, einem der größten Steuerzahler Indonesiens und angeblich ein finanzieller Unterstützer des indonesischen Militärs.
Proteste und Demonstrationen der indigenen Bevölkerung ahnden das indonesische Militär und die Polizei oft mit Gewalt. In einem Bericht einer katholischen Kirchenkommission aus dem vergangenen Jahr wurden mehrere Entführungen und Morde dokumentiert, darunter der Giftmord an einem jungen, wohlhabenden Geschäftsmann 2015, der Unabhängigkeitskämpfer finanziell unterstützte. Der Bericht schilderte zudem die Folter von 27 Palmölarbeitern, die sich darüber beschwert hatten, dass sie zwei Monate lang nicht bezahlt worden waren.
Auch auf der Facebookseite der Gruppe »Free West Papua« ist regelmäßig Material zu sehen, das zeigt, wie das indonesische Militär und die Polizei versuchen, Einheimische zum Beispiel bei Demonstrationen einzuschüchtern, sie schlagen und verhaften. Immer wieder werden auch Fotos ermordeter Menschen gezeigt.
Westpapua war vor über 50 Jahren von den Niederlanden im Zuge der Dekolonialisierung an Indonesien abgetreten worden. 1969 stimmten Repräsentanten Westpapuas im sogenannten Act of free Choice zu, dass Westpapua weiterhin zu Indonesien gehören solle. Im Nachhinein kamen jedoch Gerüchte ans Tageslicht, wonach die Repräsentanten der Ureinwohner mit ihrem Leben und dem Leben ihrer Familien bedroht worden seien, damit sie für Indonesien stimmten.
Westpapua wäre nicht die erste Kolonie, die sich von Indonesien lossagt. 2002 erhielt das südlich von Papua gelegene Osttimor die Unabhängigkeit. Die Region war bis 1975 portugiesische Kolonie gewesen und danach von Indonesien besetzt und lange Zeit brutal unterdrückt worden.
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