Umfassende Recherche

NS-Raubkunst

  • Lesedauer: 2 Min.

In Mecklenburg-Vorpommern werden derzeit Sammlungen von zwölf Museen auf sogenanntes NS-Raubgut untersucht. »Wir wollen klären, ob einzelne Bilder, Möbel oder andere Exponate auf rechtmäßigem Weg in die Sammlungen gekommen sind«, sagte Historiker Reno Stutz. »Es ist aber wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen«, beschreibt Stutz die Arbeit. Nach einem Jahr gibt es mehrere Verdachtsfälle, zu denen weiter recherchiert werden muss. »Das Projekt Provenienzforschung des Landesmuseumsverbandes MV läuft bis zum Sommer 2018 und soll ein Erstcheck sein«, erläuterte Stutz. Zusammen mit dem Deutschen Kulturzentrum Magdeburg sollen Vorschläge für Exponate gemacht werden, die in einem Nachfolgeantrag dann noch genauer untersucht werden müssten.

Im Rahmen ihrer Suche haben Stutz und die Kunsthistorikerin Anne Paschen eine Vielzahl der rund 200 Museen in Mecklenburg-Vorpommern angeschrieben. Davon fielen die großen Häuser wie in Schwerin, Rostock und Greifswald heraus, weil sie eigene Forschungen dazu angestellt hätten. Als Verdachtsfälle seien eine Truhe von Freimaurern in der Sammlung des Heimatmuseums Demmin, Stühle von damals aufgelösten Studentenverbindungen im Heimatmuseum in Warnemünde und Gemälde mit unklarer Herkunft im Rostocker Schifffahrtsmuseum erfasst worden.

»Wir haben den Begriff ›unrechtmäßig‹ deutlich weiter gefasst als nur auf jüdische Bürger«, sagte der Historiker. So seien in der NS-Zeit auch Freimaurer und Kirchen sowie Studentenverbindungen, Arbeitervereine und Gewerkschaften zwangsenteignet worden. So sei man in Stralsund in einem Museum durch Zufall darauf gestoßen, dass gerade ein Nachlass eines Mannes abgegeben wurde, der in der Region damals die Auflösung der Freimaurerloge zu verantworten hatte. Außerdem arbeiten die Provenienzforscher in Pasewalk, Anklam, Wismar, in den Zoologischen Sammlungen Rostock und Schönberg. Auch andere kleine Häuser wie Goldberg und Boizenburg, die nicht die Kapazität hätten, alles selbst zu recherchieren, würden sie gern noch besuchen. dpa/nd

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