NS-Morde in Belarus

Ausstellung in Köln

  • Jürgen Schön
  • Lesedauer: 2 Min.

Köln, 20. Juli 1942. »Transport DA 219« verlässt den Bahnhof Deutz. In ihm die Brüder Kurt und Rolf Spier aus Köln, das Ehepaar Leiser aus Kerpen mit Tochter und das Ehepaar Meta und Erich Klibansky mit drei Söhnen. Mit ihnen werden 1164 Juden aus Köln und Umgebung »umgesiedelt«, wie es im NS-Jargon heißt. Nach vier Tagen erreicht der Zug Minsk. Alle müssen auf Lastwagen umsteigen. Ziel ist der nahe Wald von Blagowschtschina. Dort werden sie vor bereits ausgehobenen Gruben erschossen. Manche Kölner Juden sind schon unterwegs in Gaswagen ermordet worden.

Dort wie in Malyj Trostenez, dem größten NS-Vernichtungslager auf sowjetischem Boden, wurden zwischen 1942 und 1944 bis zu 60 000 Menschen umgebracht. Im öffentlichen Gedenken und Erinnern spielen die dortigen Geschehnisse eine eher untergeordnete Rolle. Eine Wanderausstellung, die derzeit im Kölner NS-Dokumentationszentrum zu sehen ist, soll das ändern. Sie ist Produkt eines - angesichts der aktuellen politischen Spannungen zwischen Ost und West - bemerkenswerten Projektes grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Die Ausstellung wurde gemeinsam von dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund und Minsk sowie der »Stiftung Denkmal für ermordete Juden Europas« erarbeitet.

Die Ausstellung beginnt mit einem Überblick über den brutalen »Vernichtungskrieg« des Nazi-Regimes gegen die Sowjetunion - wahrlich keine Leistung deutscher Soldaten, auf die man stolz sein müsse, wie jüngst Alexander Gauland von der AfD forderte. Geschildert wird die »Arbeitsweise« der Vernichtungslager. Die mörderischen Gaswagen waren etwa durch den Schriftzug »Langnese-Eis« getarnt. Menschen wurden auch bei lebendigem Leib in Scheunen verbrannt. Schon kurz nach der Befreiung konnten Zeugnisse des Völkermords gesichert werden, auch wenn die Nazis versucht hatten, alle Spuren zu beseitigen. Eine erste Gedächtnisstätte entstand. Vor über einem Jahr wurde ein neues Denkmal eingeweiht: »Die Pforte der Erinnerung« von Bildhauer Konstantin Kostjutschenko.

Im letzten Teil der Ausstellung wird den Opfern mit Fotos und Biografien Gesicht und Name wiedergegeben. Zu ihnen gehört Erich Klibansky, Rektor des Kölner jüdischen Jawne-Gymnasiums, der vier Jahre vor seiner eigenen Deportation noch 130 Zöglinge mit einem Zug nach Großbritannien ins rettende Exil geschickt hatte.

»Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung«, bis 18. Februar 2018, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Appellhofplatz 23-25, Di. bis Fr. 10 - 18 Uhr, Sa und So 11 - 18 Uhr; umfangreiches Begleitprogramm, Katalog 10 €, Informationen: www.nsdok.de

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