UN fordern Ende der Blockade Jemens

Millionen von Hungertod bedroht / WHO warnt vor einer Ausbreitung der Cholera-Epidemie

  • Lesedauer: 3 Min.

Genf. Die Vereinten Nationen haben vor einer Hungersnot mit Millionen Opfern in Jemen gewarnt. Die Schließung aller Land-, See- und Luftwege durch Saudi-Arabien und seine Verbündeten schneide die notleidenden Menschen von neuen Hilfslieferungen ab, erklärten die UN und humanitäre Organisationen in Genf. Oxfam erklärte, der Jemen sei Schauplatz der momentan größten humanitären Krise weltweit.

Rund 20 Millionen der 27 Millionen Kinder, Frauen und Männer in dem Bürgerkriegsland seien dringend auf die Lieferung von Lebensmitteln, Medikamente und Brennstoffe angewiesen, erklärten UN-Vertreter. Etwa sieben Millionen Menschen seien akut vom Hungertod bedroht. Zudem breitet sich laut der Weltgesundheitsorganisation die Cholera immer weiter aus. Mehr als 900.000 Menschen hätten sich infiziert, knapp 2200 von ihnen seien gestorben.

Das Bürgerkriegsland mit mehr als 900.000 Cholera-Erkrankten brauche dringend medizinische Hilfslieferungen, betonte die Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Fadela Chaib am Freitag in Genf.

Der Kronprinz verschärft den Ton
Aggressive Stimmungsmache Saudi-Arabiens gegen seine Nachbarstaaten.

In Jemen gebe es den größten Cholera-Ausbruch weltweit. Die Blockade der See-, Land- und Luftwege könnte zu noch mehr Cholera-Fällen und noch mehr Cholera-Toten führen. »Wir wollen Leben retten«, sagte Chaib. Die WHO könne keine Impfstoffe und Medikamente gegen die Cholera in das Nachbarland Saudi-Arabiens liefern, erklärte die Sprecherin. In den Wochen vor Einführung der Blockade am Sonntag habe sich die Ausbreitung der Cholera in Jemen verlangsamt.

»Ärzte ohne Grenzen« beklagte am Donnerstag, die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition habe trotz immer neuer Anträge auf Genehmigung in den vergangenen drei Tagen keine Hilfsflüge von Dschibuti nach Sanaa oder Aden erlaubt. Die Auswirkungen der Blockade seien bereits spürbar.

»Die Treibstoffpreise sind in den Ballungszentren sprunghaft angestiegen, Diesel und Gas zum Kochen werden knapper und Lieferungen lebenswichtiger Medikamente bleiben an den Grenzübergängen hängen«, sagte der zuständige Koordinator Justin Armstrong. Zudem seien humanitäre Helfer gewarnt worden, in bestimmte Gebiete Jemens zu reisen. Dies bringe die besonders auf Hilfe angewiesenen Menschen noch weiter in Bedrängnis.

Die Koalition unter Führung Saudi-Arabiens hatte am Sonntag angekündigt, alle Verbindungen nach Jemen über Land, Wasser und Luft vorübergehend zu schließen. Damit soll die Einfuhr von Waffen aus dem Iran für die schiitischen Huthi-Rebellen unterbunden werden.

Die Hilfsorganisation Care beklagte, Hilfsfrachter bekämen keine Einfahrerlaubnis in jemenitische Häfen. Auch Relief International, Save The Children und Islamic Relief riefen zur Öffnung der Grenzen auf.

In Jemen bekämpfen sich seit 2015 die Huthi-Rebellen und die sunnitisch geprägte Regierung, die von einer Koalition unter Saudi-Arabiens Führung unterstützt wird. Tausende Menschen wurden bereits getötet. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.