Fördern, wo die höchste Kompetenz zu Hause ist

Lehrerverband mahnt Mangel an Sonderpädagogen in Bayern an

  • Lesedauer: 2 Min.

München. In Bayern soll gemeinsamer Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung zunehmend zum Alltag werden - dem steht aber laut dem Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) ein enormer Personalmangel entgegen. Gerade in Förderschulen sei der Mangel an Sonderpädagogen groß, sagte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann. »Förderzentren sind dann die besten Förderorte für Kinder, wenn dort die höchste Kompetenz zu Hause ist.« Doch an manchen würden mehr »Nicht-Sonderpädagogen« als Sonderpädagogen arbeiten, kritisiert sie.

In Bayern gibt es laut Staatsregierung 351 Förderschulen. Aktuell sind dort 9069 Lehrkräfte beschäftigt, etwas mehr als 2000 davon arbeiten demnach entweder in Teilzeit, sind Studienreferendare, Fachlehreranwärter oder Förderlehrkräfte. »Da arbeiten Gymnasial- und Realschulkollegen, Quereinsteiger und andere Professionen, damit überhaupt der Bedarf an den Förderzentren mit ihren steigenden Schülerzahlen abgedeckt werden kann.«

Allein in Bayern gebe es derzeit rund 74 000 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, teilte der BLLV mit. »Das sind 5000 mehr als noch vor zehn Jahren«, erklärte Fleischmann. Ein Viertel der Kinder und Jugendlichen besuche eine inklusive Regelschule. Wegen steigender Schülerzahlen und Diagnosen sei in den kommenden zehn Jahren mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Grundsätzlich haben Eltern das Wahlrecht, ob ihr Kind eine Förderschule besucht oder nicht.

»Inklusion ist also kein Thema, das heute aktuell ist und morgen nicht mehr«, sagte Fleischmann. Das erkenne auch die Staatsregierung an und stocke die Stellen für Sonderpädagogen auf. »Es ist der erste Schritt in die richtige Richtung«, erkennt die BLLV-Präsidentin an.

Die Bundesregierung hatte sich 2009 mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention zur Inklusion verpflichtet. Mit dem Gesetz zur Umsetzung der Konvention von 2011 hat Bayerns Landtag laut Kultusministerium die Inklusion zum Kernanliegen des Schulwesens gemacht.

Der Freistaat stellt demnach eigens für die Inklusion seit 2011 jedes Jahr 100 zusätzliche Lehrerstellen zur Verfügung. Im Rahmen eines Bildungspakets soll auch ein Ausbau der Lehrerstellen für die Förderschulen mit 50 Stellen 2018, 2019 und 2020 mit jeweils 100 Lehrerstellen zusätzlich erfolgen, hieß es vom Kultusministerium. Außerdem seien fünf neue Lehrstühle für Sonderpädagogik in Würzburg, München und Regensburg geschaffen worden. Damit seien entscheidende Weichen für den Fortschritt der Inklusion gestellt, hatte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) bei einer Kabinettssitzung am Dienstag in München erklärt. dpa/nd

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