Keine Schwarz-Weiß-Malerei

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»Haben wir so gelebt?«, fragt Regina Scheer beim Betrachten der Fotografien, die Jürgen Hohmuth im letzten Jahrzehnt der DDR gemacht hat. »In diesem Grau?« Natürlich nicht, würde jeder bezeugen, der in jener Zeit dort zu Hause war - auch Scheer. Aber die Schriftstellerin erinnert sich daran, dass »Besucher von hinter der Grenze« schon früher »alles düster fanden«. Das Erstaunliche an Hohmuths Bildern ist, dass sich Zeugen solcher Szenen, wie sie hier zu sehen sind, sofort in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen, obwohl sie wissen, dass das »echte« Leben doch anders aussah. »Damals«, erklärt sich Scheer das Phänomen, »hatte das Grau viele Schattierungen, auch heitere.«

»Graustufen« heißt denn auch der melancholische Band mit Bildern, die mehr Erzählung sind denn Bericht. Die Fotos sprechen für sich, aber sie verführen auch zum Weitersprechen. Das ist das Besondere am Buch: Vierzig Schriftsteller, darunter Ingo Schulze und Lutz Seiler, Marion Brasch und Kathrin Schmidt, greifen die Poesie der Bilder auf und spinnen sie fort. Ihre Gedichte und Kurzgeschichten, Erinnerungen und Reflexionen geben dem DDR-Alltag die fehlende, und doch präsente, Farbigkeit bei. mha Fotos: © Jürgen Hohmuth

Jürgen Hohmuth: Graustufen. Leben in der DDR in Fotografien und Texten. Edition Braus, 144 S., geb., 29,95 €.

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