D-Mark-Schatz im Einweckglas

Nach Daten der Bundesbank sind noch immer Scheine und Münzen im Gesamtwert von 12,64 Milliarden im Umlauf

  • Friederike Marx und Jörn Bender, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.

Mancher Bundesbürger wünscht sich die D-Mark zurück, bei anderen landet die alte Währung im Kachelofen. Glück im Unglück hatte eine Frau, die ihr abgelaufenes Sparbuch im vergangenen Jahr kurz vor Weihnachten verbrennen wollte. Dabei fielen 700 D-Mark mit ins Feuer. Die Frau konnte den Schatz noch aus den Flammen retten - auch wenn die Scheine bereits teils verbrannt waren, wie die Bundesbank berichtet. Doch die Reste reichten, um schließlich den Gegenwert in Euro zu erstatten.

Knapp 16 Jahre nach Einführung des Euro-Bargeldes sind noch immer D-Mark-Scheine und Münzen im Milliardenwert nicht umgetauscht. Ende November 2017 waren nach Daten der Bundesbank noch Scheine und Münzen im Gesamtwert von 12,64 Milliarden D-Mark (rund 6,46 Mrd Euro) im Umlauf. Davon entfielen rund 5,93 Milliarden Mark auf Scheine und 6,71 Milliarden auf Münzen.

»Scheine und Münzen im Wert von etwa 100 bis 150 Millionen D-Mark werden jährlich zurückgegeben. Es ist aber davon auszugehen, dass nicht die gesamten noch im Umlauf befindlichen D-Mark-Bestände umgetauscht werden«, sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. »Ein Teil der Münzen und Scheine dürfte verloren gegangen, vernichtet oder in Sammler-Schatullen gelandet sein.«

Die alten Schätze tauchen häufig bei Haushaltsauflösungen oder Renovierungsarbeiten auf - versteckt in Schubladen, Büchern oder Einweckgläsern. Als eine Art »rollende Urlaubskasse« diente ein Wohnwagen: Als das Gefährt verschrottet werden sollte, wurden hinter der Wandverkleidung 3000 Mark gefunden.

Einen Teil der nicht umgetauschten Bestände vermutet die Notenbank im Ausland: »Die D-Mark war vor allem in Ost- und Südosteuropa als ein Mittel zur Wertaufbewahrung geschätzt«, sagt der für Zahlungsverkehr zuständige Bundesbank-Vorstand Thiele. Vor allem in Ländern mit hoher Inflation war die D-Mark wegen ihrer Wertstabilität beliebt. Doch nicht nur dort: So erhielt die Filiale der Bundesbank in Mainz unlängst Post aus Kanada. Der Inhalt des Kuverts: ein 50-Mark-Schein und eine großformatige Kopie eines Tausenders. Den echten 50er tauschte die Notenbank um. »Die Bundesbank nimmt D-Mark-Scheine und Münzen auch aus Vertrauensgründen unbegrenzt und unbefristet zurück. Wir zeigen damit, dass wir verlässlich sind«, betont Thiele. Auch beschädigte Scheine tauscht die Bundesbank um, wenn mindestens die Hälfte der Banknote noch erhalten ist.

In anderen Ländern des gemeinsamen Währungsraumes ist der Umtausch dagegen nicht mehr möglich. So sind die Fristen beispielsweise in Frankreich und Italien für Franc und Lira oder in Finnland für die Finnmark abgelaufen - ein gutes Geschäft für den Fiskus. Das bis dahin nicht umgetauschte Geld schlug in der Bilanz der Notenbanken als Gewinn zu Buche, der jeweils an den Staat floss.

Verbraucher sollten einen genauen Blick auf Mark und Pfennig werfen, empfiehlt der Bundesverband deutscher Banken (BdB). Alte Geldscheine aus den frühen Jahren der Bundesrepublik Deutschland seien mittlerweile zum Teil begehrte Sammlerobjekte, vor allem wenn sie druckfrisch erhalten seien. Auch für die frühen Fünf-Mark-Gedenkmünzen aus den 1950er Jahren seien Sammler bereit, tief in die Tasche zu greifen. »In diesen Fällen lohnt es sich, die Stücke dem Fachhandel anzubieten, anstatt sie bei der Bundesbank zum Nennwert einzutauschen«, rät der Verband.

Auch aus dem Alltag ist die gute alte D-Mark noch nicht ganz verschwunden. So wirbt beispielsweise ein Schoko-Früchtehändler auf dem Münchner Oktoberfest damit, dass man bei ihm noch mit Mark und Pfennig zahlen kann. Manche Handelsunternehmen nehmen dauerhaft oder im Rahmen von Sonderaktionen die alte Währung an. dpa/nd

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