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Opfer der Leuchtturmstrategie
Kurt Stenger über die Pannenserie auf der neuen ICE-Schnellfahrstrecke
Kein Bahnprojekt seit der Wende wurde von einer üppigeren Marketingstrategie begleitet wie die neue ICE-Superschnellfahrstrecke Berlin-München. Die größte Angebotsverbesserung in der DB-Geschichte versprach Ex-Konzernchef Richard Lutz. Endlich sollten dem Flugverkehr auf einer der wichtigsten Inlandsrouten nennenswerte Marktanteile abgeluchst werden. Vielerorts wurden Feierlichkeiten organisiert - umso peinlicher, dass die Gäste so viel Geduld mitbringen mussten.
Über dem Rummel um die Pannenserie der ICE-Sprinter wird freilich übersehen, dass bei den meisten Verbindungen der Fahrplanwechsel reibungslos verlief. Man darf auch nicht vergessen, dass die Regierung der Bahn viele Wettbewerbsnachteile gegenüber Auto- und Flugverkehr verschafft. Und zumindest in den vergangenen Jahren hat der Eigentümer, der Bund, den Sanierungsstau geflissentlich übersehen. Nur wenn es um die Vergabe von Spitzenposten ging, wurde der Bahnkonzern interessant.
Dennoch hat sich die DB die lautstarke Kritik selbst verdient. Das Schielen auf einzelne milliardenschwere Projekte wie die neue Schnellfahrtstrecke oder den sinnlosen Stuttgart-21-Bau hat zur Folge, dass die breite Fläche in Vergessenheit gerät - in der Öffentlichkeit, aber auch bei Investitionen. So ist die Bahnspitze Opfer ihrer eigenen Leuchtturmstrategie.
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