Böll wird 100
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den am 21. Dezember vor 100 Jahren in Köln geborenen Schriftsteller Heinrich Böll (1917-1985) gewürdigt.
Der Literaturnobelpreisträger habe wesentlich dazu beigetragen, »dass man im Ausland wieder angefangen hat, Deutschland zu vertrauen, und im Inland darauf langsam wieder stolz werden konnte«, erklärte Steinmeier am Sonntagabend laut einem vorab verbreiteten Redemanuskript im Berliner Schloss Bellevue.
Der Deutsche Kulturrat hatte Böll am Wochenende als einen der bedeutendsten deutschsprachigen Nachkriegsautoren des 20. Jahrhunderts gewürdigt. Die Bedeutung Bölls erschöpfe sich nicht in seinem literarischen Werk, erklärte Geschäftsführer Olaf Zimmermann in Berlin. Er sei »zugleich ein eminent politischer Mensch« gewesen, ein wichtiger »Streiter für Frieden und Versöhnung«.
Böll gehöre auch zu den Wegbereitern einer sozialen Absicherung freiberuflicher Künstler und Publizisten. Die seit mehr als 35 Jahren existierende Künstlersozialkasse gehe auch auf das Engagement von Autoren wie Heinrich Böll zurück, »die sich mutig und streitbar für bessere Arbeitsbedingungen und die soziale Absicherung der Schriftstellerkollegen einsetzten«, erinnerte Zimmermann.
Böll wuchs in Köln auf. Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat und kehrte 1945 aus US-Gefangenschaft nach Köln zurück, wo er ab 1947 erste Texte veröffentlichte. Sein Aufstieg begann, als er 1951 den Preis der »Gruppe 47« erhielt. Bis zu seinem Tod wurde er vielfach ausgezeichnet, neben dem Nobelpreis (1972) unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis (1967), der Carl-von-Ossietzky-Medaille (1974) und der Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln (1982). Das Bundesverdienstkreuz lehnte er 1979 ab.
Werke wie »Ansichten eines Clowns« (1963) und »Die verlorene Ehre der Katharina Blum« (1974) wurden zeitweise Schullektüre. Am 16. Juli 1985 starb der Autor im Alter von 67 Jahren.
Dass der Schriftsteller in den Siebzigern als Terroristensympathisant und Helfershelfer der Roten-Armee-Fraktion (RAF) verunglimpft und beschimpft wurde, weil er sich erlaubte, die außerparlamentarische Linke in Schutz zu nehmen und den Springer-Konzern scharf anzugreifen, hat Steinmeier gewiss vergessen zu erwähnen. Stattdessen lügt der Bundespräsident in seiner »Würdigung« ausgerechnet den bekennenden Linken Böll schamlos um zu einer Art Nationaldichter, der »dazu beigetragen« habe, dass die Deutschen »langsam wieder stolz« auf Deutschland »werden konnten«. So sind sie, die Würdigungsreden in den Zeiten der AfD. epd/tbl
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