Bauhaus-Museum Weimar schließt
In der thüringischen Klassikerstadt steht die zweitgrößte Kulturstiftung Deutschlands vor schwierigen Zeiten
Weimar. Die Klassik Stiftung Weimar in Thüringen wird über ein Jahr lang ohne ein Bauhaus-Museum sein. »Am 7. Januar 2018 ist letzte Gelegenheit, das Museum auf dem Theaterplatz mit 200 Objekten aus der Anfangszeit des Staatlichen Bauhauses zu besichtigen«, sagte der Sprecher der Klassik Stiftung, Timm Nikolaus Schulze, der dpa.
Erst zum 100. Gründungsjubiläum am 5. April 2019 werden wieder so richtungsweisende Arbeiten wie die Lampe von Wilhelm Wagenfeld, die Bauhaus-Wiege von Peter Keler, der Lattenstuhl von Marcel Breuer oder der Holzschnitt »Kathedrale« zum Bauhaus-Manifest von Lionel Feininger zu sehen sein. Dann soll das neue Bauhaus Museum in Weimar öffnen.
Grund für die frühe Schließung: Die Stadt plant am alten Museumsstandort ein »Haus der Republik«. 1919 tagte gegenüber im heutigen Deutschen Nationaltheater die Deutsche Nationalversammlung für die verfassungsgebende Weimarer Republik. Die Stiftung muss deshalb das ehemalige Kulissenhaus, in dem seit 1995 das Bauhaus-Museum sein Domizil hat, an die Stadt zurückgeben. Es sei von Anfang an ein Provisorium gewesen, sagte Schulze. Die 200 Objekte seien nur die größtmögliche Reduzierung von derzeit rund 13 000 Sammlungstücken. »Für uns ist die Schließung des Bauhaus-Museums auch ein Aufbruch«, erklärte der Stiftungssprecher. Sie verweise auf die großen Umwälzungen, die sich in den kommenden Jahren in der Stiftung vollziehen werden.
Am 4. Februar wird die berühmte Cranach-Galerie im Stadtschloss für Jahre geschlossen - fünf Monate früher als ursprünglich geplant. »Wir müssen dies wegen vorgezogener Bauarbeiten machen. Die Erschütterungen könnten die kostbaren Gemälde gefährden«, so Schulze. Das einstige Residenzschloss der Weimarer Herzöge mit Festsaal und Prunkräumen sei aber noch bis zum 2. Juli für Besucher geöffnet. Danach wird es über mehrere Jahre für insgesamt 40 Millionen Euro zu großen Teilen saniert. Ab 2019/20 soll dann das Goethe-Haus folgen.
Damit steht die zweitgrößte Kulturstiftung Deutschlands, die alljährlich Ziel von Hunderttausenden Touristen aus aller Welt ist, vor schwierigen Jahren. »Wir haben keine Orte, um etwa die sensiblen Cranachs zeigen zu können«, bedauerte Schulze.
Umso mehr setze die Stiftung deshalb auf den neuen Museumskomplex an einem der sensibelsten Orte Weimars mit neuem Bauhaus Museum, dem 1869 eingeweihten Neuen Museum und der geplanten Zwangsarbeiter-Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Buchenwald im ehemaligen NS-Gauforum. dpa/nd
Das Bauhaus-Museum Weimar ist auch über Weihnachten und Silvester von Mittwoch bis Montag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Das Schlossmuseum im Weimarer Stadtschloss ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Lediglich am 24. Dezember sind beide Häuser geschlossen.
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