- Kommentare
- Wahl in Katalonien
Der Verlierer heißt Rajoy
Martin Ling sieht im Wahlergebnis einen Ausweis für die Solidität der Unabhängigkeitsbewegung
Die Regionalwahlen in Katalonien haben große Gewinner und große Verlierer hervorgebracht. Die großen Gewinner sind die Unabhängigkeitsbewegung und die katalanischen prospanischen Marktliberalen von Ciutadans (Bürger), die großen Verlierer sind Spaniens rechter Ministerpräsident Mariano Rajoy und die linksradikale CUP.
Dass die drei separatistischen Parteien unter widrigsten Umständen bei von Spanien aufgezwungenen Wahlen und durch Exil und Haft eingeschränkten Wahlkampfmöglichkeiten wie 2015 und erst zum zweiten Mal überhaupt in der Geschichte die absolute Mehrheit an Parlamentssitzen eroberten, ist ein Ausweis für die Solidität der Unabhängigkeitsbewegung. Dass mit den Ciutadans erstmals eine prospanische Partei als erste durchs Ziel in Katalonien ging, zeigt dass große Teile des katalanischen Bürgertums von der Unabhängigkeit nichts wissen wollen. Die 37 Sitze für Ciutadans, aber nur noch drei Sitze für Rajoys PP, den einzigen Bündnispartner der Ciutadans, sprechen eine deutliche Sprache: Auch die Gegner der Unabhängigkeit lehnen Rajoy, der jegliche Empathie für die katalanische Bevölkerung vermissen lässt, ab. Dass die linksradikale CUP, die am vehementesten die Loslösung von Spanien anstrebt, mehr als eine Halbierung ihrer Mandate hinzunehmen hat, zeigt, dass Unabhängigkeit um jeden Preis eine klare Minderheitenposition ist.
Ob dieses Wahlergebnis den Katalonienkonflikt zu befrieden vermag, steht in den Sternen. Entweder der sich seit 2011 jeglichem Dialog über Autonomie widersetzende Rajoy springt über seinen Schatten oder er fährt Spanien an die Wand.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.