Käsewürfel statt Agrarwende

Die Grüne Woche in Berlin beginnt unter Protesten von Tier- und Umweltschützern

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Ein Würfelchen Gouda, ein Stückchen Matjes und eine kleine Paprika - laut Journalisten, die Landwirtschaftsminister Christian Schmidt am Freitag bei seinem Eröffnungsrundgang auf der Grünen Woche in Berlin begleiteten, hat sich der CSU-Politiker mit dem Schlemmen zurückgehalten. Dabei warten auf der wichtigsten Landwirtschaftsmesse der Welt an jeder Ecke Verlockungen: vom Insektenburger über Zwiebelmarmelade bis zur Wildsalami reicht die Palette.

Doch das Image einer Wohlfühlveranstaltung, die jedes Jahr Hunderttausende Besucher anzieht, kann nicht über die massiven Probleme hinwegtäuschen, die die industrielle Landwirtschaft verursacht. So müsse das Artensterben, besonders von Insekten, dringend gestoppt werden, sagte Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion Die Grünen/EFA im Europaparlament, am Freitag bei der Vorstellung einer Studie zur pestizidfreien Landwirtschaft. »Unsere Studie untermauert, dass wir in Deutschland und der EU einen klaren Ausstiegsplan brauchen«, sagte er. An erster Stelle müsse das Verbot von Glyphosat und Pestiziden aus der Wirkstoffklasse der bienenschädigenden Neonikotinoide stehen, dann »ein konsequenter Ausstieg aus der gesamten Arten zerstörenden Produktion von Agrarchemikalien« folgen.

Auch Umweltverbände fordern eine Agrarwende. So will Greenpeace eine verpflichtende staatliche Fleischkennzeichnung. Auch dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) geht das derzeitige Tierwohl-Siegel nicht weit genug, es müsse mindestens den Standard des Tierschutzbunds voraussetzen, sagte vzbv-Chef Klaus Müller. Greenpeace-Aktivisten brachten am Freitag ein riesiges Protestplakat am Funkturm an und versuchten, die Eröffnungsveranstaltung, an der auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller teilnahm, zu stören. Sicherheitsleute warfen die Aktivisten hinaus, die Politiker ließen sich von der Aktion nicht den Appetit verderben. Millionen Menschen haben die Agrarindustrie allerdings satt und viele werden das am Samstag bei der Großdemo in Berlin auch zeigen. grg Seite 4

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