Online ist nicht alles gut

Jugendliche mit weniger Handy-Zeit sind glücklicher

  • Lesedauer: 2 Min.

Washington. Instagram-Likes checken, die täglichen Snapchat-Kontakte am Laufen halten, mit Freunden texten und dann noch online Hausaufgaben machen. Viele Teenager nutzen mittlerweile mehrere Stunden am Tag ihr Smartphone oder Laptop. Eine neue US-Studie liefert weitere Hinweise für etwas, das selbst viele der jungen Dauernutzer schon ahnen: Immer mehr Zeit online zu verbringen heißt nicht zwingend, sich immer besser zu fühlen.

Im Gegenteil. Am glücklichsten sind die Teens, die nur knapp eine Stunde täglich online sind - das zumindest ergab die Studie der San Diego State University, die im Fachmagazin »Emotion« veröffentlicht ist. Für die, die länger als eine Stunde pro Tag am Bildschirm kleben, sinken die Zufriedenheitswerte - ebenso bei denen, die gar keine Digitalmedien nutzen (dürfen). Einen kausalen Zusammenhang stellt die Studie allerdings nicht her, sondern zeigt nur eine Korrelation - es bleibt also unklar, ob die Zufriedenheit wirklich an die Medien-Nutzung gekoppelt ist oder an andere, damit verbundene Faktoren.

Insgesamt zeigte sich: Jugendliche, die einen größeren Teil ihrer Freizeit mit Sport, Lesen oder Verabredungen verbringen als mit Online-Aktivitäten wie Computerspielen, sozialen Medien oder Video-Chats mit Freunden, fühlen sich deutlich glücklicher als solche, bei denen das Verhältnis umgekehrt ist.

Das Team um die Psychologin Jean Twenge durchforstete dazu Daten einer jährlichen, repräsentativen US-Langzeituntersuchung (Monitoring the Future), für die seit 1991 mehr als eine Million Acht-, Zehnt- und Zwölftklässler befragt wurden. Dabei stiegen Selbstachtung, Lebenszufriedenheit und das Gefühl, glücklich zu sein, seit den 1990er Jahren bei den Teenagern insgesamt stetig an. Ab 2012 jedoch - dem Jahr, in dem die Hälfte aller US-Teens ein Smartphone besaß - kehrte sich der Trend abrupt um.

Ähnliche Zahlen hatte Twenge im Sommer 2017 schon in ihrem Digitalmedien-kritischen Buch zur sogenannten »iGeneration« vorgelegt - und dafür von Fachkollegen wegen des alarmistischen Tons nicht nur Lob bekommen. Doch Twenge ist überzeugt: »Der bei weitem größte Unterschied im Leben von Teenagern 2012 und 2016 war der Anstieg der Zeit, die sie mit sozialen Medien verbrachten - und der daraus folgende Rückgang bei Sozialkontakten von Angesicht zu Angesicht und bei der Schlafdauer.«

Kommunikationsforscherin Dorothée Hefner (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) hält die Studie für plausibel und nachvollziehbar - »auch wenn die zwar breite, aber wenig tiefe Datenbasis kaum Erklärungen dafür liefert, warum ein Mehr an Online-Aktivitäten mit einem Weniger an Lebensfreude zusammenhängt.« dpa/nd

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