Küken werden doch länger geschreddert
Geflügelwirtschaft will Brütereien mehr Zeit geben
Osnabrück. Die Geflügelwirtschaft will in diesem Jahr damit beginnen, dem Töten männlicher Küken ein Ende zu setzen. Bis Ende 2018 würden die ersten Maschinen im Einsatz sein, die das Geschlecht eines Kükens bereits im Ei bestimmen können, wie Verbandspräsident Friedrich-Otto Ripke der »Neuen Osnabrücker Zeitung« vom Montag sagte. Demnach erprobt die Branche derzeit zwei unterschiedliche Verfahren zur frühzeitigen Geschlechtsbestimmung im Ei. Eier mit männlichen Tieren werden dann aussortiert. Die Bundesregierung hatte beide Technologien mit Steuermitteln gefördert.
Jährlich werden in Deutschland bis zu 50 Millionen männliche Küken der Legehennenrassen getötet, weil sie keine Eier legen. Es ist nach Angaben der Geflügelwirtschaft unwirtschaftlich, die Tiere zu mästen. Das sei ein »ethisch großes Problem«, sagte Ripke der Zeitung. Deutschland werde das erste Land sein, das dieses weltweite Problem löse. Bei beiden Technologien wird demnach das Geschlecht des Kükens weit vor dem Schlüpfen bestimmt, bei männlichen Tieren werden die Eier dann wenige Tage nach der Befruchtung aussortiert und anderweitig verarbeitet.
Allerdings warnte Ripke vor überzogenen Erwartungen: »Eine solche Innovation ist nicht von heute auf morgen in allen Betrieben umzusetzen. Wir müssen Brütereien Zeit einräumen.« Niemand könne derzeit sagen, wie teuer die Maschinen zur Geschlechtsbestimmung werden. Gegebenenfalls müsse die Anschaffung mit staatlichen Fördermitteln unterstützt werden.
Ripke regte zudem Ausnahmegenehmigungen für kleine Brütereien an. »Es gibt in Deutschland einen Bedarf nach Küken etwa in Zoos oder bei Greifvogelhaltern. Ist es wirklich besser, wenn wir Mäusekadaver importieren?«
Bundesagrarminister Christian Schmidt hatte das Küken-Schreddern ursprünglich bereits im vergangenen Jahr mit einer praxistauglichen Alternative beenden wollen. »Mein Ziel ist, dass das Kükenschreddern 2017 aufhört«, hatte der CSU-Politiker 2015 angekündigt.
Entwickelt wird das Verfahren von der Universität Leipzig und der TU Dresden in Zusammenarbeit mit der Dresdner Firma Evonta Technology. Ein Ingenieur des Unternehmens hatte gegenüber der »Zeit« bereits im vergangenen Jahr gesagt, die Technik sei frühestens 2019 marktreif. AFP/nd
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