Zu viel verlangt

Uwe Kalbe über erstaunliche Erwartungen an die GroKo

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Große Koalition sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, keine radikalen Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu finden, sich schon vor ihrer Konstituierung ambitions- und visionslos zu zeigen. Der Grüne-Vorsitzende Habeck fand aus gegebenem Anlass das lockere Sprachbild vom ausgelatschten Paar Schuhe ohne Schnürsenkel. Schön.

Doch wieso sollte es anders sein? Eine konservative Initialzündung zu verlangen, ist für sich ein Paradox - erst recht von einer vier Wahlperioden regierenden Union in der letzten Wahlperiode. Und auch von den geschlauchten Sozialdemokraten wird hier zu viel verlangt, die vom Bundespräsidenten erst zu Koalitionsgesprächen genötigt wurden - in der Ahnung, dass dies ihr endgültiges Aus in der Wählergunst bedeuten könnte.

Vor allem aber: Wieso sollten sie einen radikalen Aufbruch anstreben - Union oder SPD? Nachdem Deutschland doch genau jenes Bild abgibt, das sie selbst über Jahre gemeinsam so und nicht anders geformt haben? Von der allerersten Großen Koalition in Westdeutschland blieb die angeblich erschröckliche Lehre, dass sie die Ränder stärkte. Die SPD war es, die damals, 1969, davon profitierte und eine sozialliberale Koalition bilden konnte. Weil die rumorende Gesellschaft auf Veränderung drängte und die Hoffnungen links landeten. Dieser Effekt ist heute in weiter Ferne. Nun ist zu konstatieren: Große Koalitionen schleifen die Unterschiede - überall dort, wo die Ränder nicht sind. Das ist fast noch schlimmer. Und zeigt sich auch in albernen Erwartungen an die Koalitionäre.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -