Weitere Verfahren gegen bekannte G20-Kritiker eingestellt

Ermittlungen gegen linken Hamburger Szeneanwalt wegen G20-Äußerungen sowie gegen Organisator der »Welcome to Hell«-Demonstration eingestellt

  • Lesedauer: 2 Min.

Hamburg. Rund sieben Monate nach dem Hamburger G20-Gipfel hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen einen Anwalt eingestellt, der das Autonomenzentrum Rote Flora öffentlich vertritt. Dies teilte die Behörde am Montag mit. Dem Juristen Andreas Beuth war die öffentliche Billigung von Straftaten vorgeworfen worden, nachdem er sich in einem Fernsehinterviews zu den Krawallen geäußert hatte.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war das Verfahren aber einzustellen. Der Beschuldigte habe sich in dem Interview von realen Ausschreitungen und Plünderungen distanziert und ansonsten nur eine allgemeine »Sympathie« für derartige Taten ausgedrückt. Dies sei so nicht strafbar. Beuth wird von den Behörden seit vielen Jahren der Szene um die Rote Flora zugerechnet. Nach den Krawallen äußerte er sich öffentlich, was damals viel beachtet wurde. Wörtlich hatte er in einem ARD-Interview damals erklärt: »Wir als Autonome und ich als Sprecher der Autonomen haben gewisse Sympathien für solche Aktionen, aber bitte doch nicht im eigenen Viertel, wo wir wohnen. Also warum nicht irgendwie in Pöseldorf oder Blankenese?« Gegen Beuth waren daraufhin zahlreiche Strafanzeigen eingegangen.

Außerdem stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die Organisatoren der »Welcome to Hell«-Demonstration am Vorabend des ersten Gipfeltags ein. Diese kamen aus dem Umfeld der Roten Flora. Während und nach der Demonstration gab es schwere Ausschreitungen. Allerdings stand auch die Polizeiführung aufgrund ihrer repressiven Strategie schwer in der Kritik. Es sei nicht nachweisbar, dass die Organisatoren durch Handlungen oder Äußerungen »bei einem Dritten einen konkreten Tatentschluss hervorgerufen hätten«, hieß es nun.

Demo-Anmelder Andreas Blechschmidt äußerte vor den Protesten, dass es notwendig sein könne, »in der Auseinandersetzung bewusst auch Regeln zu überschreiten«. Im Nachgang distanzierte er sich jedoch von Randalen am Rande des Gipfels. Dabei habe es sich um »politische Verantwortungslosigkeit« gehandelt, erklärte er gegenüber Anwohnern. Die »Rote Flora« trage dafür keine Verantwortung, sondern sei für die Politik ein Sündenbock.

Im Nachgang der G20-Proteste kam es in linken Medien, darunter auch im »nd«, zu einer Debatte über Militanz als Mittel der politischen Auseinandersetzung. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -