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Hinter tausend Szenen keine Welt
Abschottung schlecht, Weltoffenheit gut: Die Marvel-Produktion »Black Panther« ist fragwürdiger Bombast
Es gibt Filme, deren Titel bereits unehrlich ist. Das Unternehmen Marvel versteht sich gut auf die Schummelei: Das Geschäft der Avengers ist nicht Vergeltung, die Guardians of the Galaxy tragen ihren Namen ironisch und in »Black Panther« geht es nicht um den Black Panther. Seine Vorgeschichte wird in den ersten Minuten abgefertigt: T’Challa wird König der fiktiven afrikanischen Nation Wakanda, nachdem sein Vater bei einem Terroranschlag getötet worden ist. Eine magische Pflanze verleiht ihm außerdem große Stärke und Agilität, sodass er als Superheld sein Land beschützen kann.
Unter Wakanda schlummern gewaltige Vorkommen des Supermetalls Vibranium. Nicht nur ist T’Challas Kostüm mit dem geradezu magischen Material versehen, Wakanda verfügt dank Vibranium über Technologie, von der andere Nationen nur träumen können. Um sich zu schützen, wird das Land zum modernen Atlantis. Unter einer Tarnkuppel versteckt und vom Rest der Welt abgeschottet, führt es eine autarke Existenz. Als jedoch der Terrorist Klaue einen Vorrat Vibranium stiehlt, offenbart sich in der Isolation eine Schwäche: Im Gefolge Klaues wartet der ambitionierte Soldat Killmonger auf seine Chance, Wakanda von innen her aufzurütteln.
Die offensichtliche Fragestellung nach dem Sinn des Isolationismus ist das Hauptthema von »Black Panther«, es lässt sich bereits nach kurzer Zeit erahnen, dass die Pointe des Films »Abschottung schlecht, Weltoffenheit gut« ist. Am Ende steht eine Rede vor den Vereinten Nationen gegen Barrierenbau, mit viel Gepolter und einer nicht sehr subtilen Kritik am globalen Rechtsruck oder doch zumindest an US-Präsident Donald Trump.
Diese Botschaft ist nicht nichts, doch T’Challa selbst ist bloßes Vehikel für die zwangsläufige Entwicklung. Sein Handlungsbogen beschränkt sich auf Einsicht in die Notwendigkeit, echtes Wachstum des Charakters bleibt aus.
Die Dynamik zwischen Abschottung und äußerer Bedrohung spielt die Hauptrolle, und selbst hier bleiben zugunsten des Isolationismusmotivs zu viele potenzielle Themen auf der Strecke, etwa Killmongers Motivation, Menschen afrikanischer Abstammung auf der ganzen Welt durch Vibranium helfen zu wollen. Panthers Antwort bleibt schmerzhaft sozialdemokratisch: Ja, ja, unbedingt, aber lasst uns erst mal darüber reden und vielleicht eröffnen wir ein paar Kulturzentren.
Der Stoff des Films ist gefangen zwischen diesen wichtigen Fragestellungen und dem Unwillen, sich ihnen zu widmen. Das Ergebnis ist höchst fragmentarisch. Anders als in Wakanda, wo afrikanische Traditionen auf futuristisches Hightech treffen, kann der Film sich nicht entscheiden zwischen afrikanischen Problemen und amerikanischer Zumutbarkeit. Das schönste Bild für diesen Umstand, ist die Tatsache, dass in Wakanda kaum jemand die Landessprache benutzt, sondern Englisch mit einem »afrikanischen Akzent«. Afrikanisch, aber bitte nicht zu afrikanisch. So entsteht keine Kohärenz und ultimativ keine Welt. Es hilft auch nicht, dass die für Marvel typische Action untergebracht werden muss. Wer sich noch nicht am Greenscreen-Gezappel sattgesehen hat, ist aber besser beraten, den bisherigen Katalog erneut zu gucken. Regisseur Ryan Coogler inszeniert den Bombast in einem Stakkato von Schnitten, das nicht leicht zu lieben ist. Es passt zum restlichen Versäumnis des Films: Hektische Sprünge, deren Wirkung hinter dem zurückbleibt, was hätte sein können.
»Black Panther«, USA 2018. Regie: Ryan Coogler. Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o. 134 Min.
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