Freundlich
Kalenderblatt
Er erlangte als Maler, Bildhauer sowie Verfasser zahlreicher kunsttheoretischer Schriften internationale Bekanntheit und arbeitete in Paris mit Berühmtheiten wie Georges Braque sowie Pablo Picasso zusammen. Er gehörte zu den frühen Vätern der abstrakten Kunst. Die Nazis verfolgten ihn wegen seiner jüdischen Herkunft, diffamierten ihn als »entarteten Künstler« und ermordeten ihn.
Otto Freundlich wurde am 10. Juli 1878 im pommerschen Stolp geboren. Sein Vater besaß eine Spedition, war in Glaubensfragen sehr tolerant und erlaubte eine protestantische Erziehung. Sohn Otto absolvierte eine kaufmännische Lehre und bekam dann im Holzhandel eines älteren Bruders in Hamburg eine Anstellung. In der Hansestadt holte er das Abitur nach, begann ein Zahnmedizinstudium, wechselte aber bald zur Kunstgeschichte sowie Musiktheorie und verfasste erste Beiträge für Zeitschriften. Ganz allmählich fühlte sich der junge Mann zur Kunst hingezogen.
Eine Studienreise 1906/07 nach Italien veränderte sein Leben. Freundlich nahm privaten Unterricht bei Lovis Corinth und studierte zusätzlich Bildhauerei. 1908 ging der junge Mann nach Paris, wo er schnell in Kontakt kam zur künstlerischen Avantgarde, darunter Amadeo Modigliani, Robert Delauny und Guillaume Apollinaire. Er fand zu seinem ganz persönlichen »konstruktivistischen Stil symbolistischer Prägung«. Charakteristisch dafür ist seine Plastik »Großer Kopf«, die an die Figuren auf der Osterinsel erinnert, einen »geistigen Neubeginn« anstoßen sollte und vom Museumsdirektor Max Sauerlandt in Hamburg angekauft wurde. Freundlich beteiligte sich an Ausstellungen in Paris, Berlin und Köln. Noch im Frühjahr 1914 wechselte der Künstler in ein Atelier in der Kathedrale von Chartres. Dort widmete er sich mittelalterlicher Glasmalerei.
Im Ersten Weltkrieg Sanitäts- soldat in der deutschen Armee, schloss er sich der Antikriegs-Bewegung an. Nach dem Krieg arbeitete er abwechselnd in Köln und Berlin, wobei er sich in der »Novembergruppe«, im »Arbeitsrat für Kunst«, in der »Kommune« in Berlin und im »Deutschen Werkbund« engagierte. 1924 ging er zurück nach Paris, stetig geplagt von finanziellen Sorgen. Ab 1930 lebte er mit der ebenfalls aus Deutschland stammenden Künstlerin Jeanne Kosnick-Kloss zusammen, mit der er eine Kunstschule aufbaute.
Die Machtübernahme der Nazis 1933 in Deutschland war für Freundlich zunächst noch eine ferne Gefahr. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Frankreich interniert, erreicht Picasso seine Freilassung. Fröhlich floh 1940 in die Pyrenäen, wo er von französischen Kollaborateuren denunziert und am 23. Februar 1943 verhaftet wurde. Er wurde vermutlich am 9. März 1943 in Majdanek ermordet. Seit 1954 befindet sich sein Mosaik »Die Geburt des Menschen« im Foyer der Kölner Oper. An einigen seiner Plastiken orientierte sich später auch Joseph Beuys.
Martin Stolzenau
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.