Das neue Geschäftsfeld
Landwirtschaft 4.0
Roboter jäten Unkraut, die Bodenanalyse wird dem Landwirt aufs Smartphone oder besser gleich direkt an die Landmaschine geschickt, die Tiergesundheit in den Ställen wird per Chip im Ohr der Kuh gemessen. Hinter den agrartechnologischen Anwendungen stehen zahlreiche Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen, die den Betrieben ein effizienteres Arbeiten ermöglichen wollen.
Der Markt ist bereits seit längerem im Umbruch. Laut einer aktuellen Untersuchung der PA Consulting Group fanden seit 2013 im digitalen Agrartechnikmarkt 136 Transaktionen statt. Elf der größten Landtechnikunternehmen sind Partnerschaften (62 Prozent) eingegangen oder haben Übernahmen (13 Prozent) getätigt. Rund 200 Start-ups und Technologieunternehmen sind seit 1997 in diesem Bereich aktiv. Prognosen zufolge wächst der Markt für digitale Landwirtschaft jährlich im Durchschnitt um zwölf Prozent. 240 Milliarden Dollar Umsatzpotenzial prognostiziert Goldman Sachs für den Bereich Digitaltechnologie in der Landwirtschaft.
Die Großen der Agrarbranche versuchen, sich an die Spitze zu setzen und ihre Marktführerschaft zu behaupten. Allein Bayer hat in den letzten 18 Monaten rund 700 Millionen US-Dollar in agrartechnologische Unternehmen investiert. Die Digitalisierung ist auch Bayers Hauptmotor für die Übernahme von Monsanto. Der US-Saatgutriese hat in den vergangenen Jahren mehrere digitale Agrarunternehmen aufgekauft. Durch die Übernahmen avancierte Monsanto zum größten globalen Player bei der digitalen Landwirtschaft. Beide Unternehmen zusammen wollen führend werden in der digitalisierten Landwirtschaft der Zukunft. Auch John Deere, das weltweit größte Landtechnikunternehmen, macht gemeinsame Sache mit Bayer und Monsanto.
Die Saatgut- und Pestizidhersteller Syngenta und DuPont haben in den vergangenen Jahren ebenfalls Agrartechnologieunternehmen aufgekauft und Kooperationen angekündigt. Auch der Stuttgarter Konzern Bosch hat die smarte Landwirtschaft als neues Geschäftsfeld entdeckt. Der Autoteilezulieferer setzt nach eigenen Angaben bereits eine Milliarde Euro mit Agrartechnik um. Bis Mitte der kommenden Dekade soll dieser Umsatz verdoppelt werden.
Hinter dieser Entwicklung stehen auch sinkende Umsatzzahlen bei den Landmaschinen und die Prognosen, dass auch in der konventionellen Landwirtschaft der Einsatz von Pestiziden rückläufig sein wird - unter anderem durch die Präzisionslandwirtschaft. Das Effizienzversprechen trifft bei den Landwirten auf offene Ohren. Die Erzeugerpreise sinken, der Druck auf die Betriebe wächst. Auch das Thema Arbeitskräfte spielt eine wichtige Rolle und ist besonders für ökologisch wirtschaftende Betriebe ein wichtiger Grund, etwa in Unkraut jätende Roboter zu investieren. Digitale Technik verspricht mehr Effizienz und Nachhaltigkeit. had
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.