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Müllers Mantra der freiwilligen Rückkehr
Martin Ling über kurzsichtige Ansätze in der Migrationspolitik
Selbst wenn Müllers Rechnung aufgeht: Ein entwicklungspolitisches Konzept ist das noch lange nicht. In wissenschaftlichen Kreisen gilt es als fragwürdig, Migrationsbewegungen und Entwicklungspolitik zu koppeln. Es ist empirisch belegt, dass die Migration aus armen Ländern bei positiver wirtschaftlicher Entwicklung anfangs sogar zunimmt. Dieser statistische Migrationsbuckel nimmt erst auf höheren Einkommensniveaus wegen sinkenden Migrationsanreizes wieder ab. Müllers Programm greift deswegen bei Weitem zu kurz.
Migration ist summa summarum positiv. Und die positiven Effekte sind umso größer, desto sicherer, geordneter und regulärer die Migration gestaltet wird. Dafür müssen die Möglichkeiten legaler, zirkulärer Migration ausgebaut werden, bis der Migrationsbuckel überwunden ist. Erst dann gibt es objektiv Grund für eine freiwillige Rückkehr.
Theoretisch gibt es eine »Triple-Win-Migration«, bei der Ziel- und Herkunftsländer ebenso wie Migranten profitierten. Praktisch orientiert sich die Entwicklungspolitik daran nicht. Dort wird mit »Hilfsprogrammen« nur die Abschottungspolitik bemäntelt.
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