Nun fehlt das Herz
Kultregisseur tot
Der Film- und Fernsehregisseur Juraj Herz ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 83 Jahren, wie das tschechische Fernsehen am Montag unter Berufung auf die Familie berichtete. Herz gehörte zu den prägenden Vertretern der Neuen Welle des tschechoslowakischen Films, die in der liberalen Zeit des Prager Frühlings der 1960er Jahre neue Wege suchten.
Sein wichtigster Film, die schwarze Horrorkomödie »Der Leichenverbrenner« von 1969, verschwand wegen »Kritik am Konformismus« bis zum Ende des Sozialismus im Tresor. Darin hatte sich der Künstler mit jüdischen Wurzeln auf seine eigene Art mit dem Holocaust auseinandergesetzt. Es geht um den Angestellten eines Krematoriums, Karel Kopfrkingl, der seinen Beruf so sehr liebt, dass er diesem sogar seine Familie zu opfern bereit ist.
Herz, am 4. September 1934 im heute slowakischen Kezmarok geboren, emigrierte 1987 in die Bundesrepublik. Bereits zuvor hatte er für das ZDF den aufwendigen Märchenfilm »Die Galoschen des Glücks« nach Hans Christian Andersen gedreht. Er blieb dem Genre treu: Es folgten unter anderem »Der Froschkönig« (1991) mit Iris Berben und »Des Kaisers neue Kleider« (1994).
Im Jahr 2010 erhielt Herz den Kristallglobus des Filmfestivals von Karlovy Vary für sein Lebenswerk. Die Slowakei ehrte ihn mit dem Orden des Weißen Doppelkreuzes, einer der höchsten staatlichen Auszeichnungen. Sein letzter Film, »Habermann« aus dem Jahr 2010, erzählt von einem Unternehmer in Mähren, der im Zweiten Weltkrieg zwischen alle Fronten gerät: Für die Tschechen ist er kein echter Tscheche, für die Nazis ein Freund der Tschechen. dpa
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.