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»Allah liebt dich so noch mehr«
Jugendarbeit islamischer Organisationen in Österreich will Mädchen das sogenannte Verhüllungsgebot nahebringen
Carla Amina Baghajati gibt sich versöhnlich. »Alle sind sich ja einig darin, dass Mädchen nicht von klein auf zum permanenten Kopftuchtragen genötigt werden sollen«, schreibt die Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) jetzt im Wiener »Standard«: »Die Zahl betroffener Mädchen an Kindergärten geht gegen null. An Volksschulen handelt es sich um Einzelfälle.« Die selbst stets Kopftuch tragende Baghajati verniedlicht das Problem sowohl qualitativ als auch quantitativ.
Das Mädchen, das in einer oberösterreichischen Volksschule der Lehrerin sein Leid klagt, weil ihm der Vater das Kopftuch verordnet hat, ist schon eine Nötigung zu viel. Die Lehrerin weiß gar nicht, was sie tun könnte. Sie tut lieber gar nichts, um sich nicht den Zorn der Eltern oder islamischer Funktionäre zuzuziehen, die schnell mit der Islamo- oder Xenophobiekeule zur Stelle sind.
Obwohl sich aus dem Koran kein Kopftuchgebot für nicht geschlechtsreife Mädchen ableiten lässt, ist es in fundamentalistischen Kreisen üblich, Jungmuslimas das Kopftuch überzustülpen. In der Masse ist das vielleicht noch nicht sichtbar in öffentlichen Kindergärten und Schulen. Aber überall dort, wo etwa die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) in Deutschland wie in Österreich Einfluss auf Vereine sowie parallele Bildungs- und Kinderbetreuungsstrukturen hat, sind die kleinen Kopftuchträgerinnen nicht zu übersehen.
Das Verhüllungsgebot schleicht sich ganz lieblich ins Leben jener Mädchen, deren Eltern sie der subtilen Indoktrination durch die IGMG-Jugendarbeit aussetzen. Die IGMG gibt eine Kinderzeitschrift namens »Cocuk« heraus. Diese zeichnet das Bild von der fröhlichen Jungkopftuchträgerin, welche durch das Textil am Kopf erst schön, besonders und von Allah geliebt wird. Süße Mädchencomicfiguren werden gemischt mit realen Fotos von Kopftuchträgerinnen.
Und das IGMG-Kindermagazin lässt keinen Zweifel daran, dass das Kopftuch nicht erst mit Eintritt der Pubertät, sondern lange davor gefordert ist: »Fange vor Schulbeginn damit an, im Haus, draußen und unter deinen Freundinnen das Kopftuch zu tragen, so gewöhnst du dich daran. Wenn du willst, triff dich mit deinen Freundinnen und organisiere eine Feier aus Anlass des Kopftuchtragens. So seid ihr euch gegenseitig eine moralische Stütze (...) Bete! Wenn du in den Spiegel schaust, denk daran, dass du schön und etwas Besonderes bist. Allah, dein Schöpfer, liebt dich so noch mehr«, zitiert der baden-württembergische Verfassungsschutz in seinem Jahresbericht 2017 aus einem dieser »Cocuk«-Hefte. Auch der IGMG-Kinderklub Cocuk Kulübü präsentiert auf Facebook kleine Muslimas fast ausschließlich mit Kopftuch.
Die fröhlich aufgemachten Publikationen des IGMG-Kinderklubs könnten fast darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei Milli Görüs um eine vom deutschen Verfassungsschutz dem »legalistischen Islamismus« zugeordnete Bewegung handelt. Der soeben vom bayerischen Verfassungsschutz veröffentlichte Jahresbericht 2017 verweist auf die »Doppelstrategie« der Milli-Görüs-Bewegung, zu der die IGMG gezählt wird: »Während sie sich nach außen offen, tolerant und dialogbereit geben, bestehen innerhalb dieser Organisationen antidemokratische und totalitäre Tendenzen.«
Die IGMG steht auf der Liste der vom Verfassungsschutz als verfassungsfeindlich eingestuften »extremistischen Organisation«. Wie schon in früheren Berichten heißt es auch nun wieder über die Milli-Görüs-Bewegung: »Ihr erklärtes Fernziel ist darüber hinaus die weltweite Einführung einer islamischen Staats- und Gesellschaftsordnung nach dem Vorbild des alten Osmanischen Reichs unter Führung der Türkei.«
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