Bärtige Enten, Kekse, Bier - wie man aus Marx Kapital schlägt

Von Trier bis Chemnitz: Viele Unternehmen und Marketingagenturen wollen an dem runden Geburtstag des großen Denkers mitverdienen

  • Birgit Reichert, Trier
  • Lesedauer: 3 Min.

Karl Marx hätte das wohl gar nicht gefallen: Zu seinem 200. Geburtstag wollen viele Unternehmen und Marketingexperten aus seinem Namen Kapital schlagen - und kommen mit allen möglichen Dingen auf den Markt. Besonders kreativ ist seine Geburtsstadt Trier in Rheinland-Pfalz, aber auch im sächsischen Chemnitz und nahe Nürnberg in Bayern denken Geschäftsleute an den Mann, der am 5. Mai 1818 geboren wurde - und als geistiger Vater des Kommunismus die Welt verändert hat. Ganz klar, die Marke Marx zieht. Und im Jubiläumsjahr 2018 kann man völlig neue Sachen entdecken.

Baden mit Marx: Als quietschgelbes Badeentchen mit grauem Rauschebart ist Marx in Trier zu bekommen. An sein ökonomisches Werk erinnert »Das Kapital«, das die Marx-Ente samt Schreibfeder hält. »Sie kommt sehr gut an - ein Hingucker«, sagt Erfinder Georg Stephanus vom Laden »Trier Souvenir«. Heute gingen die Leute »völlig unvoreingenommen« mit Marx um. Da könne man locker auch witzige Produkte auflegen.

Trinken mit Marx: Das geht nun in Chemnitz - das zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt hieß - mit einem neuen Bier namens »Marx Städter«. Das Pils ist seit Anfang März auf dem Markt. Es solle zu einem Bier für Jedermann werden, sagt Geschäftsführerin Nicolle Schwabe von der Marx Chemnitzer Bier GmbH. In Trier gibt es einen roten Karl-Marx-Wein, ein weiterer Weißer soll bald folgen. Und wer Trinkgefäße will, kann Tassen mit dem Marx-Kopf, Zitaten, Sprüchen (»Kaffeetrinker aller Länder, vereinigt euch«) oder mit roten und grünen Marx-Ampelmännchen kaufen.

Flunkern mit Marx: Nicht wirklich, sondern nur zum Spaß bezahlen - das ist mit einem Null-Euro-Schein möglich, den die Trier Tourismus und Marketing GmbH jüngst herausgebracht hat. Der Schein mit dem Porträt des Philosophen sei so ein Renner, dass die erste Auflage von 5000 Stück ruckzuck ausverkauft war, sagt Prokurist Hans-Albert Becker von der Tourist-Information Trier. »Er ging in die ganze Welt, bis Südamerika und Australien.« Ende April gibt es 20 000 Exemplare Nachschub. Übrigens: Der Null-Euro-Schein kostet drei Euro.

Schmücken mit Marx: Fürs Jubiläum hat die Trierer Schmuckdesignerin Elena Villa einen silbernen Karl-Marx-Ring entworfen. Neben dem Kopf des Denkers ist darauf in Großbuchstaben zu lesen: »Wenn der Zweck die Mittel heiligt, dann ist der Zweck unheilig.« Und dann gibt es noch ganz neu eine Karl-Marx-Armbanduhr, die auch im Marxschen Geburtshaus, dem Museum Karl Marx-Haus, zu kaufen sein wird. »Sie sieht sehr edel aus«, sagt Museumsleiterin Elisabeth Neu.

Zahlen mit Marx: Geht mit einer Kreditkarte der Sparkasse Chemnitz, auf der der monumentale Karl-Marx-Kopf (»Nischel«) der Stadt zu sehen ist. »Das ist immer noch unser auflagenstärkstes Motiv«, sagt Sprecher Roger Wirtz. »Und es ist die Kreditkarte, die über regionale Grenzen hinaus Beachtung gefunden hat.« Es gebe Kunden aus Österreich und aus Trier, die eigens nach Chemnitz gekommen seien, um solch eine Karte zu beantragen. Klar gebe es aber auch manche, »die nicht verstehen konnten, wie man Marx auf eine Kreditkarte bringen konnte«.

Schmunzeln mit Marx: Als Marke taucht der Philosoph zurzeit nahezu überall auf - auf Karl-Marx-Schokolade mit dem Untertitel »das kleine Kapital«, auf einer Spardose »Mein Kapital«, auf Mouse-Pads »Karl hat dir eine Freundschaftsanfrage gesendet«, Ansteckpins, sogar auf Pfefferminzdragees, Brillenputztüchern, Keksen und Einkaufschips. »Es gibt nichts, was es nicht gibt«, sagt Touristiker Becker. Nicht jeder finde den Hype gut: »Aber wir sind stolz, einen so berühmten Sohn in unserer Stadt zu haben. Und seinen 200. wollen wir feiern.«

Spielen mit Marx? Könnte sein, dass es im Marx-Jahr einen Playmobil-Marx geben könnte, ähnlich wie im Luther-Jahr einen Mini-Luther. Playmobil in Zirndorf bei Nürnberg äußert sich aber zu geplanten Figuren nicht: Karl Marx werde aber »oft gewünscht«, sagt eine Sprecherin. Und: »Wir berücksichtigen die Wünsche unserer Kunden.« Man solle also mal abwarten und sich »einfach überraschen lassen«. dpa/nd

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