Notausgang gesucht
Bündnis fordert Totalumbau der Landwirtschaft, damit Insekten nicht aussterben
Berlin. Wenn es in Zukunft noch Insekten geben soll, ist ein »Weiter so« in der Landwirtschaft ausgeschlossen. Auf dieser Grundannahme basiert der Forderungskatalog Dutzender Verbände an die Bundesregierung, den der Deutsche Naturschutzring (DNR) am Donnerstag in Berlin vorstellte. »Unsere Bienen sind systemrelevant«, sagte DNR-Präsident Kai Niebert. Morgen steht die EU-Entscheidung darüber an, ob drei der bienenschädlichsten Insektizide aus der Klasse der Neonikotinoide verboten werden. Deutschland will zustimmen. Das sei wichtig, reiche aber nicht aus, um die ökologische Vielfalt zu bewahren, so Niebert.
Stattdessen sei ein umfassender Umschwung in der Agrarpolitik notwendig. Die Verbände fordern, Pestizide vor der Zulassung strenger zu prüfen und ihren Einsatz stark einzuschränken. Erfahrungen etwa aus Frankreich hätten gezeigt, dass eine reduzierte Pestizidmenge ohne große Einschränkungen für die Ernte möglich sei. Neonikotinoide müssten verboten werden, weil sie besonders für Wildbienen und -hummeln tödlich seien. Damit die verbliebenen Insekten Lebensräume fänden, solle die großflächige Ackerstruktur zugunsten kleiner Anbauflächen aufgegeben werden. Naturschutzgebiete müssten erhalten, neue eingerichtet sowie Verbindungen zwischen ihnen geschaffen werden, so Niebert.
»Es geht nicht um einzelne Maßnahmen, sondern um eine grundlegende Reform, wie wir Landwirtschaft betreiben«, sagte der Nachhaltigkeitsforscher. Es sei klar, dass die Landwirte für einen Umbau Unterstützung benötigten, »aber das Geld ist da«, sagte er in Anspielung auf die Milliarden-Subventionen aus Brüssel, die die europäischen Landwirte ohnehin bekommen. Die Zuwendungen sollten künftig an Bedingungen geknüpft werden, die dazu beitrügen, den Pestizideinsatz zu verringern und die Insekten zu schützen. grg Seiten 4 und 5
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.