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Mostly Harmless

Der Gartenzwerg-Animationsfilm »Sherlock Gnomes« mixt zwei klassische Stoffe: »Romeo und Julia« und »Sherlock Holmes«

  • Felix Bartels
  • Lesedauer: 3 Min.

Als vor sieben Jahren mit »Gnomeo und Julia« die charmante Adaption eines klassischen Stoffs in die Kinos gelangte, drängte sich der Gedanke an eine Fortsetzung nicht gerade auf. Der Film war rund und abgeschlossen, auch wenn sein Thema gute 20 Jahre zu spät kam. Ähnlich unzureichend wie in Wolfgang Petersens SF-Film »Enemy Mine« (»Geliebter Feind«) aus dem Jahr 1985 wurde der Kalte Krieg von der sittlichen Differenz der kriegführenden Systeme befreit und als sinnlose Feindschaft zweier nebeneinanderliegender Gärten vorgestellt, deren Bewohner ihre Kampfhandlungen ebenso gut unterlassen könnten. Gleichwohl hatte man hier eine Art Zugriff auf die Welt. Mit »Sherlock Gnomes« erscheint jetzt eine Fortsetzung, die sich in ihrem Bestreben, bloß zu unterhalten, harmlos gibt.

Das spricht so weit noch nicht gegen sie, nur ist es praktisch unmöglich, eine Handlung zu erzählen, ohne mit ihr politische oder ethische Aussagen in die Welt zu setzen. Insofern sich das Geschehen von »Sherlock Gnomes« mit den Worten zusammenfassen lässt, dass es okay sei, ein Verbrechen zu begehen, wenn es einen erzieherischen Effekt hat, verletzt der Film die Grenzen dessen, was innerhalb eines Kinderfilms statthaft ist. Geschichten für Kinder müssen geradlinig sein; sie vertragen keine Zweideutigkeiten und Grenzgänge. Bevor Moral als relatives Verhältnis begriffen werden kann, muss sie als absolute Größe implantiert worden sein.

Es braucht etwas Zeit, mit der Konfiguration warm zu werden. Zwischen Watson und Sherlock Gnomes geht es um Freundschaft und Narzissmus, zwischen Julia und Gnomeo um Pflicht und Privatleben. Das ist, wenn etwa Sherlock in Gedanken mit sich selbst tanzt (weil es in Sherlocks Welt eben nur Sherlock gibt), durchaus witzig. Wie überhaupt der ganze Film flott erzählt und gut pointiert ist, auch wenn ein paar gelungene Gags aus dem Trailer (»no ship, Sherlock«) in der Kinofassung fehlen. Die Klitterung zweier klassischer Stoffe Arthur Conan Doyles und Shakespeares mag zunächst irritieren, wird allerdings dadurch genießbar, dass der Erste den Letzteren dominiert.

Gekonnt werden beide Publikumsgruppen bespielt. Die Kleinen folgen einer einfachen Handlung, während die Erwachsenen nach Hinweisen auf mögliche Twists Ausschau halten. Folglich muss der Film etwas in der Hinterhand haben, ohne dass seine Erzählung davon abhängt. Der ältere Zuschauer wird in eine Falle gelockt. Nach fünf Minuten schon meint man, die Lösung zu wissen - und irrt sich. Im Spiel mit der Eitelkeit der Erwachsenen sind die Hinweise auffällig genug gelegt, damit sie bemerkt werden, aber noch so dezent, dass man die Falle darin nicht wittert.

Was die technische Seite angeht, genügt der Film sämtlichen Ansprüchen. Bewegungen und Räume sind exzellent gestaltet, die knalligen Farben durch das Gartenzwerg-Setting vorgegeben, doch weichen sie, sobald die Zwerge in die Welt der Menschen eintreten. Die Entscheidung, diesem durchweg animierten Film den Anschein eines Hybrids zu geben, erreicht nicht den Kontrast solcher Filme wie »Falsches Spiel mit Roger Rabbit« (1988), »Space Jam« (1996) oder zuletzt »Peter Hase« (2018), ist ästhetisch jedoch von Wert, da hier nicht zwei Techniken, sondern zwei Stile in- und gegeneinander wirken.

»Sherlock Gnomes«, Großbritannien/ USA 2018. Regie: John Stevenson; Darsteller: Johnny Depp, Emily Blunt, James McAvoy, Chiwetel Ejiofor. 88 Min.

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