Knurrklang
Horst Rehberg ist tot
Er war ein Knorr- und Knarr- und Knurrvirtuose. Horst Rehberg, hochgewachsen und hager, wirkte am feurigsten, wenn er die Ausgeglühten spielte. Die Enttäuschungstauglichen, die zähen Gerbkerle, die einer zu bestehenden Existenz vor allem eines ausbildeten: Höllentauglichkeit. Der Schauspieler, 1937 in Schwerin geboren, war ein Schweriner Theaterereignis. Jahre lang und intensiv. Die legendäre Ära des Regisseurs Christoph Schroth - es war auch die Ära Rehberg. Als Schroth das Staatstheater Cottbus übernahm, ging auch Rehberg mit. 2005 noch einmal Schwerin und der König Lear: des Lebens dunkle Gegenmelodie.
Horst Rehberg stand für die Kraft und die Gabe, der sogenannten Provinz eine Welt abzuringen und der Welt den Schleier zu entreißen, hinter dem sie ist, was sie so gern verbirgt: Provinz. Mit elf Jahren agierte er als Statist am Schweriner Theater, musste in Brechts »Heiliger Johanna der Schlachthöfe« eine Dreiviertelstunde strammstehen. Im Juckreiz auslösenden Kostüm. Auch so kann die Sehnsucht nach stärkerer Lebendigkeit entstehen, also nach Kunst. Im internationalen Erfolg »Wolke 9« von Andreas Dresen spielte er 2009 an der Seite von Ursula Werner: Liebe als leidenschaftsblühender Altersfrühling. Horst Rehberg: schönes Herannahen einer Überwältigung. Nun ist er im Alter von 80 Jahren gestorben. hds
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.