Das muss weg
EU-Bürger können jetzt verlangen, dass Firmen ihre Daten löschen
Berlin. Seit dem heutigen Freitag ist sie EU-weit verbindlich: Zwei Jahre Übergangsfrist für die neue Datenschutzgrundverordnung der EU (EU-DSGVO) sind vorbei. Für Verbraucher heißt das, dass sie wieder mehr Macht über ihre eigenen Daten bekommen, sie können Auskunft verlangen, was wer wo über sie speichert, und das korrigieren oder löschen lassen. Unternehmen, Verbände oder auch Arztpraxen müssen dafür einiges ändern. Bei vielen Bloggern sorgt das für Unsicherheit, ob sie ihre privat betriebenen Webprojekte rechtssicher im Internet stehen lassen können. Konzerne sind indes längst dabei, nach Schlupflöchern zu suchen oder ihre Kundschaft unter Druck zu setzen.
Wie oft in Datenschutzfragen ist es Facebook, das für Unmut sorgt. Das Geschäftsmodell der Plattform widerspricht einem Kerngedanken der Neuregelung - der Datensparsamkeit. Der Konzern will, dass seine Nutzer auch künftig großzügig Daten hergeben: Sie erhalten derzeit die Aufforderung, aufgrund der geänderten Bestimmungen ihre Einstellungen anzupassen. Dabei wird Druck auf Nutzer ausgeübt: Wer die Frage verneint, ob die automatische Gesichtserkennung aktiviert sein soll, dem wird gedroht, dass Facebook dann auch nicht mehr helfen könne, falls eigene Bilder durch Dritte missbraucht würden.
Mit der Unsicherheit der Verbraucher machen auch viele Berater ein gutes Geschäft. Hinzu kommt, dass bei den Datenschutzbehörden Mitarbeiter fehlen. So werden Kunden ihre Rechte schwer durchsetzen können.
Auch hiesige Firmen setzen auf die Verunsicherung. Wer etwa bei der Commerzbank seine Mailadresse hinterlegt hat, erhält die Aufforderung, man möge bitte den Kontakt bestätigen. Einen Klick später hat die Bank die Erlaubnis, die Person auch künftig mit Werbung zu überschütten. nd Seiten 3 und 4
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