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  • Bienensterben in Deutschland

Erst die Biene, dann wir Menschen

Interview mit einem Ökologen und Bienenexperten

  • Jana Heyden
  • Lesedauer: 4 Min.

Wie geht es den Bienen in Deutschland?

Wir haben seit einigen Jahren einen Rückgang an Insektenarten zu verzeichnen, darunter fallen die Honigbienen, aber auch die Wildbienen. Bei den Wildbienen sind über 50 Prozent aller Arten in Deutschland bedroht. Und bei den Honigbienen kam es in den vergangenen Jahren ebenfalls zu einem Rückgang durch das sogenannte Bienensterben.

Prof. Dr. Manfred Ayasse

Prof. Dr. Manfred Ayasse ist Ökologe an der Universität Ulm und beschäftigt sich unter anderem mit der Kommunikation von Wildbienen sowie deren Biologie und Ökologie. Außerdem kümmert er sich um die Förderung von Wildbienen in der Agrarlandschaft. Mit ihm sprach Jana Heyden.

Was sind denn die Ursachen für das Sterben von Wild- und Honigbienen?

Dafür gibt es mehrere Ursachen: Zum einen ist durch die intensive Landwirtschaft das Nahrungsangebot für die Bienen drastisch verringert worden. Die meisten Wildpflanzenarten sind verschwunden oder sind sehr stark zurück gegangen. Dann kommt hinzu, dass auf einen Schlag große Flächen von blühenden Feldern gemäht werden und es somit zu einem Totalausfall von Nahrungspflanzen kommt. Ein großes Problem sind auch Pestizide, die regelmäßig gespritzt werden.

Die wirken entweder tödlich auf die Insekten, beeinflussen ihre Orientierung oder machen sie anfällig gegen Krankheiten. Außerdem führt der Klimawandel dazu, dass es entweder ganz trockene, heiße Phasen gibt, oder dass wir im Frühling plötzlich Kältephasen haben, so wie das im vergangenen Jahr der Fall war. Das führt dazu, dass entweder Tiere sterben, oder dass sie auch wieder beeinträchtigt werden in ihrer Krankheit. Für die Wildbienen fehlen auch viele Nistmöglichkeiten. Es sind insgesamt einfach viele Ursachen, die da zusammenwirken und die dann dazu führen, dass es zum Rückgang nicht nur von Wildbienen kommt, sondern auch von Honigbienen.

Albert Einstein soll gesagt haben: »Wenn die Biene ausgestorben ist, werden der Menschheit nur noch vier Jahre bleiben.« Was hat er damit gemeint?

Damit hat er sicherlich gemeint, dass die Biene als Bestäuber einen großen Einfluss auf unsere Nahrungsmittelproduktion hat. Und wenn jetzt die Bestäuber ausfallen, dann ist in großem Maße auch unsere Nahrungsmittelproduktion stark beeinträchtigt. Das heißt, dass dann weniger Früchte und Gemüse produziert werden. Und das führt dann wiederum dazu, dass auch unsere Fleischproduktion stark beeinträchtigt wird. Ob das tatsächlich nur vier Jahre dauert, das sei mal dahingestellt, aber in jedem Fall würde das dazu führen, dass wir große Probleme in der Nahrungsmittelproduktion haben. Es gibt aber bereits einige Länder wie China, wo das schon tatsächlich der Fall ist, wo Menschen auf Bäume klettern müssen, um die Bestäuber zu ersetzen.

Wenn es in manchen Teilen der Welt schon jetzt so weit ist, können wir das Bienensterben überhaupt noch aufhalten?

Da hilft natürlich nicht nur eine Maßnahme, sondern da sind ganz viele Maßnahmen notwendig. Wir müssten zum Beispiel bereit sein, mehr Geld für Lebensmittel zu bezahlen, damit Lebensmittel nicht mehr mit Pestiziden gespritzt werden müssen, um billiger verkauft zu werden. Wir müssen zusehen, dass sich unsere Kulturlandschaften wieder verändern, dass mehr Nahrungsangebot vorhanden ist für Bienen. Wir sollten auch tote Bäume nicht gleich entfernen, denn das ist ein wichtiger Lebensraum für Wildbienen. Und jeder Einzelne, der einen Garten besitzt, kann etwas dazu beitragen. Man kann seinen Garten so gestalten, dass er möglichst blütenreich ist. Anders als im Extremfall eine Steinwüste, wo dann wieder keine Nahrungspflanzen mehr vorhanden sind. Es sind insgesamt viele Faktoren, die da zusammenkommen müssten. Und jeder Einzelne müsste dazu beitragen.

Sie sagten, dass sogenannte Pestizide sehr schädlich sind für die Bienen. Welche Rolle spielt das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, über das zuletzt so viel berichtet wurde?

Es gibt Untersuchungen, die gezeigt haben, dass sich Glyphosat scheinbar auch auf das Orientierungsverhalten von Bienen auswirkt, so wie Neonicotinoide. Es ist natürlich auch so, dass Glyphosat als Unkrautvernichtungsmittel viele dieser Ackerunkräuter verschwinden lässt, die beispielsweise als Futter für Bestäuber wichtig sind, oder deren Samen auch als Futter für Vögel wichtig ist. Von daher führt das auch dazu, dass es einen negativen Effekt auf Insekten und andere Tiere hat.

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