Nicht von der Hand zu weisen

Jürgen Amendt begrüßt das Ende der Schreibschrift in den Schulen

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

So alt wie die Schriftkultur ist, so lange schon geht der Streit um die Frage des richtigen Schreibens. Mit dem Buchdruck kam die Druckschrift, mit der Industrialisierung die Normschrift. Heute stellt uns der Computer vor die Frage, ob es eine Handschrift überhaupt noch braucht. Wer vor 30 oder mehr Jahren zur Schule ging, kann sich sicherlich noch erinnern, dass neben der Rechtschreibung auch die Schrift bewertet wurde. Ein klares, von jedem erkennbares Schriftbild war nicht nur eine ästhetische Frage. Die meisten Menschen schrieben sich Briefe noch per Hand; das Tippen auf der Schreibmaschine etwa erlernte man üblicherweise nicht in der Grund- und Hauptschule.

Heute bestimmen Smartphone, PC und Tablet-Computer unseren Alltag. Wir schreiben mit der PC-Tastatur schneller als mit der Hand. Und selbst diese Technik ist bereits veraltet: Programme, die Spracheingaben in Texte umwandeln, werden immer besser. Auch vor den Klassenzimmern macht die Digitalisierung nicht Halt. Warum also sollten Kinder noch eine Handschrift erlernen, wenn sie mit ein paar Klicks, ein paar Wischbewegungen und einer Spracheingabe schneller ans Ziel kommen? In Finnland hat man diese Frage bereits deutlich beantwortet: 2016 wurde die Schreibschrift in der Schule abgeschafft; finnische Grundschüler lernen lernen nur noch Druckbuchstaben und das Schreiben auf einer Tastatur. Zwar stößt eine solche Reform in Deutschland auf heftige Kritik, aber seien wir mal ehrlich: Wer schreibt heute noch seinen Einkaufszettel oder kurze Nachrichten an Kolleginnen und Kollegen per Hand?

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